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Fundstücke: Tango als Multi-Media-Projekt

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14 Con El Tango [LP]Ich glaube nicht, dass ich mit fortschreitendem Alter noch einmal meine Trägheit hinreichend überwinde, um Spanisch zu lernen – jedenfalls nicht so gründlich, das ich in der Lage wäre, die literarische Qualität solcher Texte zu würdigen, wie sie hier vertont wurden. Ich habe es der enzyklopädischen Website todotango. com (*)  zu verdanken, dass ich auf dies große, aber heute außerhalb Argentiniens ziemlich unbekannte Projekt gestoßen bin.

Mitte der 1960er Jahre brachte der Tango-Aficionado Ben Molar dafür je 14 Dichter, Musiker und bildende Künstler zusammen. Sie trafen sich, konferierten, schrieben, malten, wählten aus: Erst die Texte, dann die Musik, dann die Bilder. Es war die Zeit, da der Tango zwar nicht tot war, aber an der Rand des öffentlichen Bewusstseins gedrängt. Das wollte Ben Molar ändern – mit einem Multi-Media-Projekt der analogen Art. In der internationalen Tango-Community mag  “14 con el Tango” längst vergessen oder nie angekommen sein. In Argentinien hat es dabei geholfen, dass die Flamme des Tango in einer schwierigen Phase am Leben gehalten und weiter getragen wurde.(**)

Ben Molar wurde 1915 als Sohn jüdischer Einwanderer in Buenos Aires geboren, wo er fast 100 Jahre später auch starb. Er war ein im besten Sinne des Wortes Verrückter – ausgestattet mit vielen Interessen und Talenten. Er schrieb spanische Übersetzungen so unterschiedlicher Weihnachtslieder wie “Stille Nacht, heilige Nacht” und “Jingle Bells”.  In Frankreich lernte er den Bolero kennen und komponierte etliche Titel, die seinerzeit viel aufgenommen wurden. Geld verdiente er als Schallplattenproduzent. Seine Firma “Fermenta” brachte die später weltberühmte  Mercedes Sosa heraus. Er sorgte für die Produktion angloamerikanischer Popmusik von Elvis Presley bis zu den Beatles auf Spanisch.

Seine wichtigste Leidenschaft aber galt dem Tango, dessen Produktion auf Schallplatten er in den 1950er bis 70er Jahren nicht nur unter dem eigenen Label vorantrieb. Um dem Tango in einer Welt wieder Gehör zu schaffen, die immer mehr von der internationalen Popmusik beherrscht wurde (an deren “Argentinisierung” er mit verdient hatte) initiierte er den Nationalen Tag des Tango. Bis heute wird er in seiner Heimat am 11. Dezember begangen.

Warum an diesem Datum? Die Idee kam Ben Molar nach eigener Aussage auf dem Weg zur Geburtstagsparty von Julio De Caro 1964. “Lustig” dachte er, sein Gastgeber und Carlos Gardel waren am selben Tag geboren worden – “zwei Wege des Tango: Die Musik und die Stimme”. In einem elfjährigen Zermürbungskampf brachte er die politisch Verantwortlichen in Buenos Aires schließlich so weit, 1975 diesen Erinnerungstag auszurufen. Ben Molars künstlerisch-organisatorisches Vermächtnis aber stellt das multimediale “14 con el Tango” dar. Warum ausgerechnet 14? Ich nehme an, weil dies die maximale Zahl von Stücken war, die auf eine Langspielplatte passte.

Bildergebnis für 14 con el tangoDie Bilder (die hier in den Musikvideos zu sehen sind) wurden zunächst in 14 Geschäften an der Santa Fe Avenue ausgestellt, einer der elegantesten Einkaufsstraßen von Buenos Aires. Nachdem sie in einer bekannten Kunstgalerie versammelt waren, gingen sie auf Tournee – unter anderem in die USA, nach Japan , aber auch in mehrere europäische Länder. Dazu gab es Vorträge und die zugehörige Schallplatte wurde gespielt. Inwieweit die  Bilder dem künstlerischen Geschmack der Zeit entsprachen oder über ihn hinaus gingen – keine Ahnung. Mein Geschmack sind sie eher nicht.

Aber warum ist dies bahnbrechende Werk heute mindestens außerhalb der Heimat des Tango vergessen? Zum einen liegt es wohl an der “Tanzlastigkeit” der internationalen Tango-Community. Sie interessiert sich vor allem für die Musik von Mitte der 1930er bis Mitte der 1950er Jahre. Sie will Tango zum Tanzen. Die meisten TänzerInnen  verstehen die Texte nicht. Es liegt aber auch an der Musik selbst. Denn die 14 Stücke wurden nicht von ihren Komponisten eingespielt, obwohl sie alle bekannte Bandleader waren wie Julio De Caro und Anibal Troilo, Juan D’Arienzo und Astor Piazzolla. Aber das wäre wohl organisatorisch und finanziell zu aufwändig gewesen. Also überließ Molar die Produktion  einem alten Haudegen der zweiten Reihe, der seinerzeit hinreichend populär schien: Alberto di Paulo. Er hatte unter anderem in der Bandoneon-Section von Alberto Pugliese gespielt und bekannte Sänger wie Alberto Marino begleitet.

Di Paulo nahm die Musik mit großem Orchester auf. Die Bandoneons wurden unter einem,  nun ja, für mindestens meinen Geschmack ziemlich klebrigen Streicherbrei begraben. Mit ihnen die unterschiedlichen Handschriften der Komponisten. Den Gesangspart bestritten vor allem heute längst vergessene Interpreten, darunter gleich mehrfach das “Quinteto Vocal Ricardo Veron”. Die fünf klingen wie eine Folklore-Formation, der ein Swing-Arrangeur aufgedrängt worden ist. Dem kommerziellen Erfolg in Argentinien und darüber hinaus in Lateinamerika tat das aber keinen Abbruch. Molar und DiPaulo scheinen den Zeitgeschmack getroffen zu haben. Zwei ähnliche Produktionen schlossen sich an.

Der Erfolg des Projektes in Argentinien hing der Erfolg wohl nicht zuletzt mit den Texten zusammen. Sie stammten von Star-Schriftstellern ihrer Zeit  – an der Spitze Jorge Luis Borges und Ernesto Sabato. Ben Molar wollte den Tango aus dem Dunst der Spelunken heraus holen und ihn im Zentrum dessen verankern, was wir uns angewöhnt haben “Hochkultur” zu nennen.  Damit richtet er sich an eine nicht nur bildungsbeflissene, sondern vor allem kaufkräftige Schicht.  Zwei höchst unterschiedliche Songs habe ich ausgewählt. Sie dokumentieren exemplarisch  die inhaltliche und stilistische Vielfalt des Tango – auch in seinen Texten. Der eine beschreibt nostalgisch einen traditionellen Messerkampf. Der andere blickt kulturkritisch auf die Tristesse der modernen Großstadt.

Jorge Luis Borges: Milonga de Albornoz,  Musik: Jose Basso

Alguien ya contó los días./Alguien ya sabe la hora./Alguien para quien no hay/ni premuras ni demora.
Albornoz pasó silbando/una milonga entrerriana;/bajo el ala del chambergo/sus ojos ven la mañana.
La mañana de este día/del ochocientos noventa;/en el bajo del Retiro/ya le han perdido la cuenta
de amores y de trucadas/hasta el alba y entreveros/a fierro con los sargentos,/con propios y forasteros.
Se la tienen bien jurada/más de un taura y más de un pillo;/en una esquina del sur/lo está esperando un cuchillo.
No un cuchillo sino tres,/antes de clarear el día,/se le vinieron encima/y el hombre se defendía.
Un acero entró en el pecho,/ni se le movió la cara;/Alejo Albornoz murió/como si no le importara.
Pienso que le gustaría saber/que hoy anda su historia/en una milonga. El tiempo/es olvido y es memoria.
Milonga of Albornoz
Someone already counted the days,/Someone already knows the hour,/Someone with Whom there are/Neither premotions nor demur.
Albornoz walks by whistling/An Entre Ríos milonga;/Under the brim of his chambergo/His eyes see the morning,/
The morning of this day/Of eighteen-hundred ninety;/Down in the Retiro/They’ve already stopped counting
Loves and cardgames/Till dawn and tangles/Of iron with sergeants,/Kith and strangers.
Well-sworn amongst them are/More than one tough and more than one rogue;/At a streetcorner on the Southside/A knife is waiting for him.
Not one knife but three,/Before day’s lightening,/They were all on top of him/And the man was himself defending.
Somebody’s steel entered his chest,/Nor did his face once move;/Alejo Albornoz died/As if it was nothing at all to him.
I think that he would like/To know presently his story/Continues in a milonga. Time/Is oblivion and memory.

https://lyricstranslate.com/en/milonga-de-albornoz-milonga-albornoz.html

 

Baldomeroa Fernandez Moreno: Setenta Balcones y ninguna flor, Musik: Astor Piazzolla

Setenta balcones hay en esta casa,/setenta balcones y ninguna flor./¿A sus habitantes, Señor, Qué les pasa?/¿Odian el perfume, odian el color?

Le piedra desnuda de tristeza/¡dan una tristeza los negros balcones!/¿No hay en esta casa una niña novia?/¿No hay algún poeta lleno de ilusiones?

¿Ninguno desea ver tras los cristales/una diminuta copia de jardín/¿En la piedra blanca trepar los rosales,/en los hierros negros abrirse un jazmín?

Si no aman las plantas no amarán el ave,/no sabrán de música, de rimas, de amor./Nunca se oirá un beso, jamás se oirá un clave…/Setenta balcones, sin ninguna flor!

Seventy Balkonies

Seventy balconies has this building, /seventy balconies without any flowers…/What happens to the inhabitants, dear Lord./do they hate  fragrance,  do they hate color?

The stone of the walls is bare with sadness,/such sadness from the black balconies!/Isn’t there a young bride in any of the flats,/isn’t’ there a poet, filled with dreams, living there?

Nobody wishes to see through their windows/a tiny copy of a garden,/climbing roses in the white stone;/a blooming jasmine through the black wrought- iron balconies?

If they don’t love flowers, they won’t love birds,/they won’t know about music, or rhyme, of Love;/you will never hear a kiss, or a music note…/Seventy balconies, without any flowers!

POEMS FROM ARGENTINA: “Seventy balconies” by Baldomero Fernández Moreno. “Setenta balcones”

(*) Seit dem Tod ihres Gründers Ricardo Garcia Blaya wird die Site leider nicht mehr mit neuen Beiträgen bestückt, sondern nur noch automatisch rotierend aus dem riesigen Fundus versorgt. Außerdem gibt es aktuelle Veranstaltungshinweise aus Buenos Aires und Umgebung.  Eine Fundgrube bleibt sie dennoch auch für ausländische Tangofreaks – allein durch die Liste mit den Geburts- und Todestagen wichtiger Persönlichkeiten des Tango. Sie führt zu den meisten Texten. Die Rubrik „Today Music Pick“ lädt zum Stöbern bis in die jüngere Vergangenheit ein. Ich habe hier schon einige Zeit verbracht. Grundsprache der Site ist spanisch. Aber von vielen Texten gibt es zum Glück eine englische Übersetzung. http://www.todotango.com/english/history/chronicle/604/An-eighteen-year-friendship/

(**) http://www.todotango.com/english/history/chronicle/81/Ben-Molar-and-his-master-piece:-14-con-el-Tango/ http://www.todotango.com/english/history/chronicle/92/Molar-Interview-with-Ben-Molar/

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Thomas
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