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Die neue Tangodanza – Ein Streifzug (*)

3. April 2019
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Pathos ist nicht mein Ding. Aber dies Bild rührt mich. Zwei Generationen Tango-Geschichte: Maria Nieves und Miguel Angel Zotto. Sie stehen, pardon: tanzen für unsere Eltern und Großeltern, was diesen Tanz angeht – auch wenn ich zugeben muss: Ich bin älter als er. Ein Video der beiden habe ich leider nicht gefunden. So bleibt nur die Phantasie, uns vorzustellen, wie sie wohl mit einander getanzt haben – vor inzwischen auch schon mehr als einem Jahrzehnt.

Eine gute Wahl der Redaktion, die beiden auf den Titel der neuen „Tangodanza“ zu nehmen. Zotto mit seinen Partnerinnen Daiana Guspero und Millena Plebs gibt’s genug im Netz (zwei Beispiele zeige ich hier). Dies Bild hält unbewegt einen – jedenfalls aus meiner Sicht – bewegenden historischer Moment Moment fest.

Ich mag seine Videos. Sie zeigen ein “Senor del Tango”. Ein Herr mit Eleganz und Humor (und ohne die heute in der jungen Garde der Star-Tänzer kaum vermeidbare edelpostpunkige Seitenglatze). Außerdem ist da eine gehörige Portion Frust über seine argentinische Heimat, wie er in dem höchst lesenswerten Interview mit der Frankfurter DJane und Autorin Karin Betz zu erkennen gibt. Mein Lieblingstext in diesem Heft. Miguel Angel Zotto lebt seit Jahren in Italien.

Über den aus seiner Sicht Mangel an Wertschätzung für den Tango hat sich auch Maria Nieves‘ langjähriger Partner Juan Carlos Copes schon beklagt (**). „Ohne den Tangotourismus würde er in Buenos Aires kaum mehr existieren“, sagt Zotto und zieht eine Parallele zum Flamenco, der in Spanien auch nur noch als Gimmick für Touristen überlebe. Da ist von uns die Rede.

Kein Wunder also, dass auch die Generation der Seitenglatziers nach Zotto ihr Geld hauptsächlich im Ausland verdient. In Buenos Aires herrscht Krise. Mit Währungsverfall und allen Schikanen. Zum mehrfach wiederholten Mal.

Besonders gut gefällt mir Zottos Selbstbeschreibung: „Am Ende bin ich immer ein Bailarin Popular. Ich denke beim Tanzen gar nicht darüber nach, was ich für Schritte mache. Wie beim Rock’n’Roll. Ich tanze einfach und weiß gar nicht, was ich da mache.“ Aber er kennt noch die alten Meister und weiß genau, wer von ihnen welchen heute geläufigen Schritt, ja wirklich: erfunden hat. Ich hoffe, sein Tourneeplan wird ihn irgendwann einmal auch nach Berlin führen.

Die These vom weiteren Niedergang des Tango in seinerHeimet vertritt in diesem Heft auch Pepa Palazon, eine junge Veranstalterin. Sie berichtet von der immer prekäreren Lage der Milongas in der argentinschen Hauptstadt und appelliert: „Kommt nach Buenos Aires!“ Am besten für längere Zeit. Wer’s sich leisten kann… Auch die Tangotouristen sparen heutzutage an Zeit und an Geld.
Aber die „kleine kulturelle Randerscheinung“, von der Miguel Angel Zotto spricht, ist so schnell nicht tot zu kriegen. Davon zeugen nicht zuletzt die mehr als 100 Tangobands unterschiedlichster Dimension, die sich in den letzten Jahren in und um Buenos Aires begründet haben, wie Maia Prieto schätzt. Aber auch die 25jährige Geigerin käme mit ihrer Gruppe „La Hoguera“ ohne Tourneen ins Ausland nicht über die Runden.
Ich fand ihren Gig im Berliner „Tangotanzen macht schön“ toll. Nach diesem Erlebnis kann ich nicht so recht verstehen, warum TD-Autor Dierk Jensen es für nötig hält, von der Gruppe „mehr Mut zu eigener Expressivität“ zu fordern. Mich haben sie mitgerissen – gerade mit ihren eigenen und neuen Stücken anderer junger Autoren. Leider schätzt das hiesige Publikum möglichst exakte Coverversionen nach wie vor mehr.

Zu einer festen Größe als „Haushistoriker“ der „Tangodanza“ ist der Münchener DJ Olli Eyding geworden. Diesmal beschäftigt er sich mit Alfredo de Angelis – unter dem Titel „Netter Tango für jedermann“. Auch für mich, muss ich gestehen, obwohl ich gern alles mögliche abgefahrene Zeug von heute höre. 1948 lag der smarte Orchesterchef, der für eine Pomade-Firma warb, in einer Zeitungsumfrage an Beliebtheit beim Publikum sogar vor Osvaldo Pugliese, Juan D’Arienzo und Anibal Troilo. Die exemplarische Stück-Analyse gilt diesmal seiner Interpretation von Francisco Canaros Komposition „Sonar y nada mas“. Eine Schnulze zum Dahinschmelzen. Den Titel schätze ich auch deshalb (nicht nur) als Geburtstagsvals, weil er so schön lang ist.

Gut finde ich auch, dass die TD weiter das gesellschaftliche Umfeld des Tango beleuchtet – aktuell wie historisch. Dazu gehören ein Beitrag über eine neu gegründete Gewerkschaft der Tangotänzerlnnen und der zweite Teil eine Miniserie über Mädchenhandel und Prostitution als Kehrseite goldener Tangozeiten in Buenos Aires.

Die Bemühung um Pluralismus in der Berücksichtigung der verschiedenen Segmente der Tango-Szene war in der Leserlnnen-Umfrage der Redaktion nicht unumstritten, wenn ich mich recht erinnere. Die „Recensiones“-Rubrik ist diesmal in dieser Hinsicht vorbildlich. Sie geht quer durch die Stilrichtungen – von Horacio Salgan über das Cuarteto Rotterdam bis zu der französischen Neo-Gruppe Taxxi Tango XXI. Ich finde es obendrein gut, dass ich in dem neuen Heft einen Beitrag über die „Visual Performances“ von Andreas Lange finde. Bisher kenne ich diese Farb-Orgien, die einen kompletten Tanzsaal umfassen, nur aus Videos. Ich hab mir vorgenommen, den nächsten meiner familiären Bremen-Besuche so zu terminieren, dass ich dort endlich mal eine ähnliche Milonga besuchen kann. Bisher fremdele ich mit dem loungigen Neo-Gewaber eher – auch wenn ich ein Fan von Carlos Libedinsky bin.

Gespannt bin ich auch auf eine eher klassische Veranstaltung in Berlin, auf die in einem Interview hingewiesen wird. Die alljährliche „Embrace“-Woche, die Leistungsschau der Hauptstadtszene, wird in diesem Jahr um einen „Contest“ erweitert. Ob das die Basis erweitert und Öffentlichkeit außerhalb der Szene mehr interessiert? Wir werden sehen. Jedenfalls haben Wettbewerbe in der Geschichte des Tango eine größere Rolle gespielt, als manche TänzerInnen von heute gern wahrhaben mögen.

Der (vor)letzte Beitrag, auf den ich hinweisen möchte, stammt von Jochen Lüders – Folge Zwei einer kritischen Untersuchung des Tango-Unterrichts. Ich kann nicht genau beurteilen, wie repräsentativ sein Befund ist. An regelmäßigem Gruppen-Unterricht nehme ich schon eine Weile nicht mehr teil. Was ich in Berliner Workshops gelegentlich mitbekomme, geht großenteils anders vonstatten. Das Vormachen-Nachmachen-Schema ohne analytisches Auseinandernehmen der Bewegungsmuster und Figuren ist nach meiner Beobachtung selbst bei den Gästen aus der Heimat des Tango ziemlich out. Mindestens bei den jüngeren. Aus eigener Erfahrung nachvollziehen kann ich allerdings die Forderung nach größerer Systematik. Die gängige Praxis der Drop-In-Klassen steht dem jedoch entgegen. Die Anregung des Autors, die einzelnen Einheiten nicht so vollzustopfen, sondern stattdesssen am Ende Zeit zum individuellen Üben zu geben, entspricht meinen Bedürfnissen. Ich bin ein notorisch langsamer Lerner. Lustig finde ich übrigens die Blog-Rauferei, die sich die neuerdings ziemlich guten “Freunde” Gerhard Riedl und Jochen Lüders zum Thema liefern. Begonnen hat sie übrigens mit einem verhaltenen Lob des Pörnbachers für den Münchener. (**)

Zum Schluss ein Hinweis in eigener Sache: Ich bespreche in diesem Heft den Band „Ecken in Buenos Aires”. Darin hat der Göttinger Tangolehrer Eckart Haerter seine Übersetzungen von Texten von Homero Manzis veröffentlicht. Eine lohnende Lektüre – nicht nur für des Spanischen unkundige Banausen wie mich. Ich habe schon vor einiger Zeit in meinem Blog über das Problem des Verstehens oder Nicht-Verstehens von Texten geschrieben und ein paar Tips gegeben, wo Übersetzungen ins Deutsche und Englische zu finden sind: http://kroestango.de/aktuelles/bekenntnisse-eines-spanisch-unkundigen-Banausen – Anders als viele andere Texte lohnen Manzis “Tangogedichte” (Haerter) die Lektüre allemal. Obendrein sind im Netz nur selten Übersetzungen von derartigem Bemühen um literarische Qualität zu finden.

(*) Zur visuellen und akustischen Illustration habe ich ein paar Videos hinzugefügt. Die Mehrzahl stammt aus dem aligemeinen Angebot von Youtube. Den kleinen Film vom Auftritt der Gruppe “La Hoguera” in Berlin habe ich selbst aufgenommen und hochgeladen. hier ihre website: https://lahogueratango.com.ar

(**) Siehe: My last Tango isn’t spoken of”, in La Milonga Argentina, www.lamilongaargentina.com.ar

(***) Da ich nicht weiß, über wie viele Runden die beiden ihren Kampf noch ausdehnen wollen, verzichte ich auf Einzelnachweise, sondern bitte Interessenten, auf den Sites der beiden nachzuschauen, ob es etwas Neues gibt: http://milongafuehrer.blogspot.com , http://www.jochenlueders.de

 

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Thomas
Thomas

1 Comment

  1. Robert sagt:
    8. April 2019 um 22:26 Uhr

    Toller Beitrag, den Du uns schenkst zu TD.

    Den Zotto-Beitrag lese ich mit gemischten Gefühlen. Zotto ist einer der teuersten Lehrer für Einzellektionen. Insofern sehe ich ihn eher wie ein Gewinnler als einen wahren Botschafter des Tangos. Aber vielleicht tu ich ihm unrecht. Ich sah ihn in einem Festival in Lucca und fand ihn natürlich auch ganz gut. Doch kommt es mir vor, dass er ein Platzhirsch in Mailand ist.
    Anderweitig gibt es viele sensible Tänzer, Musiker und ja, auch just solche die neues versuchen, die den Tango in die Moderne führen möchten. Ich war in BA auch an einer Milonga, bei der ich zwar die meisten Stücke kannte, aber kaum einen Interpreten. Der DJ sagte mir später, dass es alle Gruppen “post 2000” gewesen waren.
    Ich glaube es gibt immer noch diese Energie unter jungen Argentiniern und ihren “Komplizen” weltweit, die Glut des Tangos weiterhin mit Sauerstoff zu versorgen. Es wird nich einfach sein, denn mittlerweile starben während der letzten zehn Jahre fast alle grossen Tango-Musiker, also jene, die mit Troilo, Pugliese, Piazzolla und Co. musiziert hatten.

    Um nicht unfair zu sein, finde ich Zottos Aussage über den populären Tanz zutreffend. Der grosse Meister, Osvaldo Pugliese sprach zeitlebens von der “Musica Popular”. Piazzolla bemühte zeitweilen folgenden, schlichten Ausdruck für seine Musik: “Musik aus Buenos Aires”.

    Einer der letzten Bandoneoisten von Pugliese , Rodolfo Mederos schrieb vor ca. 10 Jahren im Kommentar zu seiner brillianten selbst produzierten CD (siehe link), dass der Tango die Kunstrichtung sei, die nur den Argentiniern gehöre. Er schliesst natürlich andere Nationen nicht aus, verweist aber auf einen gesunden Nationalstolz und seiner Väter. Just in dieser CD arbeiteten etwa ein Dutzend junger Musiker mit ihm. So viel Schönheit und Perfektion lässt mich erschaudern (keine Samples auf Youtube).

    Und da liegt m.E. die Essenz. Das Überlieferte, ob gezüchtetes Gemüse oder Kultur zu wertschätzen, zu wahren aber auch weiter zu entwickeln. Vielleicht ist die kommerzielle Krise in den Milongas Buenso Aires’ (die ich auch beobachtete) eine Motivation für junge Argentinier, die intrinsische Währung des Tangos zu entdecken, genauso wie in unseren Ländern auch. Wir dürfen und wollen nicht Maurice Ravél, Stravinski, Verdi, Holst oder Benny Goodman auf dem Scheiterhaufen der Vergessenheit wissen.

    http://www.rodolfomederos.com.ar/

    Meine CD-Empfehlung: http://www.rodolfomederos.com.ar/release/comunidad-%c2%b7-rodolfo-mederos-orquesta-tipica/

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