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Mittagsspitzen… Tanzschuhkauf im Gendergap

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Aus diesem schöpferischen Durcheinander bunter Lederschnipsel entwickelt Silvia Alanis am Stehpult in ihrem kleinen Laden (Bulnes 1053, Buenos Aires) ihre Kreationen.

„Aber meiner ist doch noch gut“, pflegte Opa zu sagen, wenn Oma wieder mal versuchte, ihm einen neuen Anzug aufzuschwatzen. So sehen auch die Schuhe der meisten, okay: zumindest sehr vieler Tangotänzer aus. Die Tänzerinnen dagegen fliegen auf neue Fußbekleidung wie weiland die Bewohner frisch entdeckter Länder auf die Glasperlen der Kolonisatoren. Möglichst bunt. Möglichst viel.

So kann es sein, dass ein männlicher Pilger von seinem Hadsch nach sorgfältigster Überlegung tatsächlich ein – in Worten: e i n – Paar neuer Tanzschuhe mit nach Hause bringt. Macht sich schließlich gut, auf die erstaunte Frage einer Tanzpartnerin nach den ungewohnt unverstaubten Tretern cool antworten zu könen: „Hab ich aus Buenos Aires“. Wowh!

Frauen sind da weniger genügsam – obwohl auch sie sich erst einmal winden, ehe sie eins der Schuhgeschäfte der Sehnsuchtsstadt mit mehr als nur einem Paar verlassen. In Mekka gibt es mehr einschlägige DealerInnen als Milongas. Ich hab mir den sozialpsychologischen Spaß gemacht, einer von ihnen diskret bei der Arbeit an der wichtigsten Spezies ihrer Kundschaft zuzuschauen: Der Tanguera turistica. Faszinierend, wie fix der Zauber des kleinen Höhepunktes nachlässt, den die Entscheidung für ein Paar neuer Schuhe bedeutet. Kaum mehr als ein kurzes genießerisches Ein- und Ausatmen nach dem Glückwunsch der Verkäuferin zur vorzüglichen Wahl – dann schweift ihr Blick schon wieder zu den vielen bunten Perlen,  gegen die sie sich schweren Herzens entschieden hat. Und schon glimmt in den Augen der eben noch Zufriedenen die bange Frage auf: „Wann werd’ ich das nächste Mal in Buenos Aires sein?“

Hier entscheidet sich, ob wir es mit einer plumpen Dealerin zu tun haben oder mit einer meisterlich einfühlsamen Tangoschuhverkaufspychologin wie Silvia Alanis. Ein Paar will, nein, muss jede ihrer Kundinnen mit nach Hause tragen. Hadschheimkehr ohne Schuhe? Geht gar nicht. Aber nun gilt es, behutsam den kleinen Rest von Rationalität aus dem Kaufakt zu eskamotieren. Die Verkäuferin mutiert zur besten Freundin, bestenfalls zum (etwas leichtsinnigeren) Alter Ego der Kundin. Ihre wichtigste Tugend: Geduld. Bloß nicht overpacen! 

Tanguera compradora darf nie der finstere Verdacht beschleichen, es sei ja gar nicht ihre  autonome Entscheidung, in die sie gerade schliddert. Gelingt das Kunststück, ist es nicht ausgeschlossen, dass auch die dritte Devotionalie ihrer Pilgerfahrt nicht der Konkurrenz anheim fällt. Mit dem unsichtbaren Gütesiegel „Hecho en Buenos Aires“ versehen, haben diese Heiligtümer daheim später gute Chancen, den Schuhschrank ihrer Eigentümerin länger zu bevölkern als der letzte Lustkauf beim beim Tangomarathon in Ludwigsburg – der schnell in einem flohmarktigen Internetportal lamdete.

Kleiner Nachtrag zu meiner eigenen männlich rational sparsamen Kaufentscheidung: Unter dem gestrengen Werbeblick von Juan Carlos Copes ist mir bei „Fabio“, dem legendären Label im zehnten Stock über der Riobamba, ein Paar klassisch schwarzer Schuhe zugelaufen. Velourglattledermix mit Chromledersohle. Stolz hab’ ich sie auf dem Bundespresseball lackschuhgebotswidrig zum Smoking getragen. Inzwischen weiß ich, dass sie verteufelt einem Modell aus der Collection 2018 des wichtigsten deutschen Tanzschuhherstellers Werner Kern ähneln. Zum Glück erkennt der Kundige den Unterschied auf Anhieb. Am Schuhbeutel.

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Thomas
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