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Nachtgedanken… über Tango und Brechreiz

17. Januar 2018
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Als Kind konnte ich tellerweise Schokoladenpudding verputzen – am liebsten noch warm. In der Pubertät habe ich es am sonntäglichen Familientisch auf bis zu vier große Rinderrouladen plus sieben Kartoffelklöße gebracht. Vom exzessiven Alkoholkonsum der nächsten Adoleszensphase will ich lieber schweigen. Aber seit ich das Erwachsenenalter erreicht habe, ist mir derlei Übermaß fremd, selbst bei Vergnügungen, die weniger dick machen (meistens jedenfalls). Das gilt auch für den Tango.

Drei, vier, fünf Tage oder länger von morgens bis abends unter TangotänzerInnen zu verbringen und vom späteren Morgen des einen bis tief in frühen Morgen des nächsten Tages Tango zu tanzen… der Gedanke an derlei Druckbetankung schafft mir ein beklemmendes Völlegefühl. Vorsichtig formuliert. Selbst bei gemäßigten Tangourlaubswochen mit zwei bis vier Stunden Unterricht tagsüber und einer Milonga am Abend brauche ich eine, besser zwei Auszeiten. Mit anderen Menschen. Mit anderer Musik. Am besten ganz ohne melodisch/rhythmische Geräuschuntermalung.

Ich hab allerdings gut reden. Ich lebe in Berlin. Hier  finden täglich nicht weniger als fünf Milongas (oder wenigstens Practicas) statt – immer noch wenig im Vergleich zu Buenos Aires, aber erheblich mehr als im Rest der Republik. Um Tänzerinnen aus Toronto oder Tuttlingen für die zwölf Minuten einer Tanda in den Armen zu halten, muss ich keine 20 Stunden nach Buenos Aires fliegen oder mich zum Tangomarathon nach Gomera und zum Encuentro in die Provence bemühen. Die Damen kommen hierher, in die (mindestens angebliche) Tangohauptstadt Europas, wo es über die wöchentliche Routine hinaus noch ein gerüttelt Maß an Festivals ff. gibt. Und jede Menge guter TänzerInnen.

Doch einmal abgesehen vom Angebot – womöglich ist meine Nachfrage geringer ausgeprägt als die anderer Tangofreaks. Oder anders strukturiert. In meinen wilderen Zeiten bin ich vier, gelegentlich fünf Mal pro Woche auf der Pista gewesen. Heute reichen mir zwei bis drei Milongas in sieben Tagen.

Was sich nicht geändert hat: Mein tänzerischer Leistungsgipfel beginnt nicht erst irgendwann nach Mitternacht – wenn deutsche TangoDJs endlich Osvaldo Pugliese und andere Orchester spielen, die als „schwierig“ gelten. Meine Lieblingsmusik. Obwohl ich das Arbeitsleben hinter mir gelassen habe und wie ein Milonguero Vijeo bis in die Puppen pennen könnte – länger als bis „ein Uhr plus“ schaff ich’s in aller Regel nicht. „Argentinidad“ zu beweisen durch möglichst langes Tanzen? Not my Cup of Mate. Außerdem brauch’ ich noch eine Weile, um vom Tangotrip herunter zu kommen, ehe ich einschlafen kann.

Mit dieser Mäßigung schaffe ich es, den Tango in mein alltäglichen Leben zu integrieren. Dazu gehören auch die Pausen nach außergewöhnlichen Genüssen. Wenn ich eine besonders beglückende Milonga erlebt habe, renne ich nicht gleich zur nächsten – in der irrigen Erwartung des Junkies, der Kick sei unmittelbar zu wiederholen. Geschweige denn: Zu steigern. Nach meiner Erfahrung ist eher das Gegenteil der Fall. Deshalb setze ich einen Tag aus. Mindestens. Ich brauche ein wenig Muße, damit das Erlebnis zur Erinnerung mutieren kann, aus der ich Kraft schöpfe.

Neulich habe ich eine – im positiven Sinn – Gänsehautmilonga besucht. Alles stimmte. Die Woche drauf war es an demselben Ort das blanke Grauen für mich. Nächste Woche hab’ ich an diesem Tag zum Glück anderes vor – in der Welt jenseits des Tango.

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Thomas
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