Du feierst Dein 30-jähriges Tango-Jubiläum, Fridolin. Kannst Du Dich noch erinnern, wie es angefangen hat?
Ich habe schon als junger Mensch auf dem Dorf getanzt. Standard und Latein, Rock ‘n´Roll. Auf jeden Fall Paartanz. Dann bin ich etwa 1987 in Berlin per Zufall in ein Konzert des Bandoneon-Spielers und -Bauers Klaus Gutjahr geraten.. Das war der erste Kontakt mit der Tango Musik. Dann ging es ganz klassisch. Zwei Jahre später, ich war frisch getrennt, sagte eine Arbeitskollegin, sie gehe zum Tango, ob ich denn nicht Lust hätte mitzukommen. Das war im Frühjahr 1989 – also deutlich vor der Wende. So bin ich bei Juan D. Lange gelandet. Er lehrte dort gemeinsam mit Michael Rühl. Das Ganze fand damals noch in Räumen des Studentenwerks im Berliner Westend statt. Da trafen sich 30 bis 40 Leute. Der Kern der Tango-Szene. Das hat mich gepackt, und ich hab’ einen Kurs nach dem anders gemacht.
Wenn ich nicht irre, war das Nukleus nicht nur der Berliner, sondern der Tangoszene in Deutschland. Die älteren Tänzer von heute habe mindestens bei Lehrern gelernt, die durch diese Schule gegangen sind.
Richtig. Die anderen Lehrer waren Tänzer oder Lehrer aus den Tangoshows, wie etwa Antonio Todaro, Pepito u.a… Wenn dann so eine Show in Berlin gastierte, kamen die Mitwirkenden zu Juan, um hier Party zu machen. Er hat übrigens immer vom Tanz vom Rio De la Plata gesprochen…
…weil er aus Uruguay stammt. Was war das für eine Art von Unterricht damals?
Ganz anders als heute. Eher streng. Vor allem systematisch und stringent. Da gab’s auch heftige Diskussionen, weil insbesondere Frauen sich nicht alles vorschreiben lassen wollten. Wir haben auch keine einzelnen Moves gelernt, sondern komplette Choreographien. Ich hab mir neulich mal meine Aufzeichnungen von damals rausgeholt. Manchmal ist man schier verzweifelt. Es vergingen mehrere Abende, bis man ungefähr die Richtung verstanden hatte. Zwischendurch haben wir übrigens Salsa gelernt. Und wir haben Übungen mit Alexander-Technik gemacht. Auf jeden Fall habe ich bei Juan und Michael meine grundlegende Haltung zum Tango und zum Tanz gelernt. Das macht mich bis heute aus.
Warum bist Du, warum sind viele andere trotz der Strenge dabei geblieben?
Es war alles neu, wir waren begeistert und wir dachten: Das ist halt so. Es gab ja noch nicht so viel Auswahl an Schulen und didaktischen Methoden.
Als Standardtänzer warst Du das Lernen kompletter Sequenzen ja gewohnt.
Außerdem gab’s kaum Alternativen. Die nächsten waren dann Angelika Fischer und Brigitta Winkler. Dann hat langsam Anette Langes Tango Vivo angefangen.
Gab’s denn damals Milongas?
In dem Sinne nicht. Es gab eine kurzlebige Veranstaltung im Metropol-Theater am Nollendorfplatz. Aber wir sind nach dem Unterricht häufig in ein chilenisches Lokal gegangen. Da wurden die Tische weggeräumt und wir haben getanzt. Die Mauer war noch geschlossen. Also hatte Michael Rühl auch noch nicht seine Milonga im Roten Salon der Volksbühne. Frei getanzt wurde meistens im Zusammenhang mit einer Tanzschule. Sicher gab es nach der Wende so etwas wie eine kleine Explosion der Tangoszene. Wir haben zum Beispiel im Esplanade getanzt, das direkt an der alten Mauer lag. Aber so richtig los ging es erst zwischen 2000 und 2010.
Im Lauf der Zeit hat sich auch die Art des Unterrichts gewandelt. Anfangs gab es systematisch auf einander aufbauende Kurse. Erst später trat an ihre Stelle das Drop-In-Prinzip, nachdem jede(r) irgendwann ein- und aussteigen kann.
Das kam nicht zuletzt durch wiederholte „Zellteilung“ in den Tangoschulen. Die Akteure haben sich immer wieder miteinander überworfen. So wurden – nur wenig überspitzt gesagt – aus jeder Tango-Schule mindestens drei. Das war dann die Zeit, wo jemand, der die Base und weitere fünf Kurs intus hatte, eine eigene Tanzschule gegründet hat. Die Differenzen, die zu den Spaltungen führten, gingen um, wenn man so will, Tanzpädagogik, aber auch um die Philosophie des Tanzes und nicht zuletzt: Die Geschlechter-Frage. Oder auch von der Dramatik des Bühnentangos zum Prinzip: Gemeinsame Bewegung macht Spaß. Zudem rückten viele jüngere Tango-Begeisterte nach.
Wie war denn Deine persönliche Fieberkurve? Wolltest Du wie so viele manchmal alles hinschmeißen?
Wenn Du wissen willst, wie ich die 30 Jahre geschafft habe, dann lautet meine Antwort: Mäßig, aber regelmäßig. Ich habe so manchen Kometen, weiblich wie männlich, aufsteigen sehen. Jeden Abend tanzen, dauernd Unterricht. Die ganze Palette. Und dann waren sie weg. Verglüht. Ich habe mich nie vom Vordergründigen mitreißen lassen, sondern irgendeine Substanz gesucht. Was ist der Kern des Tango, sein existentieller Gehalt? Ganz klassisch geht’s dabei für mich (als Hetero) immer wieder um die Begegnung von Mann und Frau. Eine ekstatische Phase im Tango hatte ich bis heute nicht. Vor allem habe ich immer Distanz gewahrt zum Szene-Gehabe.
Das Harfenduo taucht ein in die Berliner Tangoszene – eine Begegnung mit DJ Fridolin
Eine Zeit lang habe ich viele Kurse bei Juan gemacht. Aber als ich dann gemerkt habe, dass ich schon vier Stunden für die Grundform einer Choreographie brauchte, ist es mir zu blöd geworden. Ich hab’ alles sein lassen und eine Zeit lang gar keine Kurse mehr besucht. So ist es bis heute geblieben. Wenn ich auf andere Tänzer schaue, stelle ich fest, dass ich in der äußeren Technik etwas, na ja, versaut bin.
Der Tiger ist nicht nur alt geworden, sondern auch träge…
Wenn Du so willst… Manchmal denke ich, ich sollte mich aufraffen. Aber dann bleibt es doch wieder bei gelegentlichen Wochenendkursen. Ich habe mich auf Musikalität und Kontakt konzentriert. Und ich helfe gerne bei Anfängerkursen aus, denn im Tango mit AnfängerInnen lerne ich noch immer sehr viel dazu.
Es gibt Menschen, die behaupten, man brauche ständigen Unterricht und ständige Kontrolle, um seinen Tango ständig zu verbessern…
Perfektionisten gibt es überall – beim Fahrrad fahren, beim Renovieren der Wohnung, beim Tango. Diesen Fanatismus vermag ich nicht aufzubringen. Vielleicht liegt es daran, dass ich von der Gestalt-Therapie herkomme. Mir ist der Kontakt beim Tanzen wichtiger als Technik und Präzision. Ich tanze vorrangig mit einer für mich interessanten Frau, die eine bestimmte Ausstrahlung hat und erst in zweiter Linie mit einem Menschen, der gute Technik beherrscht.
Das hat Deiner Beliebtheit als Tänzer offenbar keinen Abbruch getan, wie ich in der ein oder anderen Milonga beobachten konnte.
Es hat allerdings dazu geführt, dass ein bestimmter Typ von Frauen mit mir nicht tanzen mag. Ich kann mit denen aber auch nichts anfangen. Sie legen eher Wert auf das, was ich den äußern Tango nenne: Leistung, Technik, Präzision. Ich bin Anhänger des inneren Tango. Da geht es um Kontakt zwischen Mann und Frau, Musikalität, Resonanz, am Ende: Versenkung.
Du hast von Deiner Suche nach dem Wesen des Tango gesprochen. Was hast Du denn gefunden?
Nichts. Es geht um den Prozess des Erkundens. Tango ist für mich mehr Suchen als finden. Es ging ja auch in den Anfängen des Tango um eine Suche in der Not. Nach Kontakt, nach der verlorenen Heimat. Tango ist die Musik einer Migration. In den Texten der Lieder wird das ja immer wieder behandelt. Heute haben wir eher eine andere Not.
Welche?
Ich glaube, dass die wichtige links-grün angestoßene Debatte um Geschlechteridentität auch eine große Verwirrung angerichtet hat, eine Verunsicherung in der eigenen Rolle. Es war nicht mehr klar, was das bedeutet: Mann sein, Frau sein – Führen, Folgen. Wie verändert sich unser Verhältnis im sprachlosen Dialog auf dem Parkett? Ich kann mich noch gut erinnern, als 1983 der Film ” Carmen” von Carlos Saura herauskam, gab es in den einschlägigen linken und alternativen Organen heftige Kritik: Wie kann man denn bloß zu diesen überkommenen Geschlechterstereotypen zurückgehen, zu knackiger Männlichkeit und der Forderung nach leidenschaftlicher weiblicher Körperlichkeit? Die einen fanden das sexistisch und
Fridolins aktuelle Milonga findet an einem ungewöhnlichen Ort statt – in einer Buchhandlung im Berliner Stadtteil Moabit. Immer wieder Samstags von 20 bis 1 Uhr. Nicht öfter als einmal im Monat. Reservierung empfohlen, aber noch ist niemand nach Hause geschickt worden. Zu den Besonderheiten zählt neben seiner Musikmischung: Frauen sind ausdrücklich aufgefordert, selbst aufzufordern. Cabeceo? Warum nicht? Aber es geht auch verbal mit herkömmlicher Höflichkeit. Die Termine gibt’s auf Facebook und in den üblichen Berliner Tango-Kalendern. https://www.buchkantine.de
frauenfeindlich. Andere hielten dagegen: Endlich können wir wieder Frau / Mann sein. Ich hab das intensiv verfolgt. Denn auch ich war in den 1980’er Jahren hier in Berlin sowohl an der Uni als auch in der Beziehung der feministischen „Gehirnwäsche“ unterworfen gewesen. Ich glaube mit Carmen gab es Veränderungen in den Geschlechterrollen. Wieder mehr Spiel mit den Geschlechter-Idealen.
Ich erinnere mich, das beim Ballroom-Dancing durchgemacht zu haben. Ich habe im Bebop gelernt, einer freien Tanzschule in Kreuzberg. Da ging es nicht um das auswendig Lernen von Schrittfolgen, vielmehr galt der Grundsatz: Jeder Schritt wird geführt. Also nicht, wie ich es im wirklichen Leben gelernt hatte: Wir diskutieren jetzt mal aus, was wir machen. Ich musste die klassische Männerrolle lernen und mich dazu bekennen: Ich bin jetzt die Führungskraft.
Es gab eine große Verwirrung. Die Frauen sollten sich nicht im hergebrachten Sinn weiblich zeigen. Das galt als weibchenhaft. Die Männer sollten nicht männlich auftreten. Dann waren sie Machos. Der Tanz bietet eine spielerische Form, sich mit der eigenen und der Rolle des anderen auseinander zu setzen. Da hatten jeder und jede sein eigenes Problem. Ich kenne immer noch Frauen, die es schwer finden, sich führen zu lassen. Auf der anderen Seite erleben sie auch Männer, die sich nicht trauen, die Führung zu übernehmen – nicht als theoretisches Konzept, sondern real. Körperlich. Hier konnten und können beide Geschlechter sich selbst finden und manchmal auch einander finden. Wir hatten als Männer vor allem komplexe Verhaltensmuster zu lernen, die wir versucht hatten, in den Keller zu packen. Einige meiner Beziehungen haben beim Tango begonnen. Manchmal tritt man durch den Tanz sogar in einen spirituellen Kontakt – eine Beziehung, die noch tiefer sein kann als eine erotische. Manchmal kommt es dazu erst nach Jahren des Kennens, manchmal schon nach einer Tanda.
Ist es vielleicht ganz gut, dass es mindestens in Teilen der Tango-Szene so viele Regeln gibt, um diese erotische Komponente einzuhegen?
Ich glaube, in der heutigen Zeit regelt sich das Meiste von selber. Wir sind ja in der Regel gestandene Leute in der Szene. Wir können die nötige Distanz aushandeln, und wir können, je nach Stimmung auch in ein schönes Körperspiel eintreten. Aber wenn ich die berühmte Codigos-Diskussion betrachte, dann möchte ich mit dem Tiefenpsychologen C.G. Jung sagen: Man will den emotionalen und gefährlichen Sumpf trockenlegen, in den man droht zu geraten. Den einen macht er Angst, den anderen macht er Lust, hinein zu springen. Ich zähle mich zu letzteren
Ist es nicht ganz praktisch, nach drei bis vier Tänzen der Erhitzung auseinander zugehen und emotional abzukühlen?
Das ist auch ein wenig das südamerikanisch-katholische, oder, wenn Du willst, das protestantische am Tango. Na ja, manche brauchen zehn Tänze, damit etwa passiert. Andere brauchen nur einen. Die geheimnisvolle Qualität des Abrazzo, der Umarmung – die macht doch die Spannung des Tanzes aus. Die Nähe der Körper und wechselseitig den Herzschlag spüren. Dies domestizieren? Ich glaube, das geht letztlich nicht. Wir erleben doch gerade in der katholischen Kirche mit ihren strengen Regeln: Die Kraft der Libido lässt sich nicht beherrschen, dafür braucht es andere Mittel. Das Zölibat ist letztlich eine unmenschliche Forderung.
Das Spiel mit dem Feuer scheint ziemlich wichtig zu sein für Dein Verhältnis zum Tango…
Ja. Unbedingt. Es gibt eine besondere Art von Kontakt – der ist jenseits von Tangosport. Das kann man zulassen oder nicht. Hängt vom Persönlichkeitstyp ab. Es stimmt schon: Tango ist die Sublimierung eines halb bewussten bis unbewussten erotischen Wunsches. Heute, im Zeitalter von Zen-Buddismus geht es aber nicht mehr nur um Erotik im Sinne von Sexualität. Es geht um ein Gefühl der emotionalen Einheit. Gegenüber einer wirklichen tiefen Verbindung im Tango kann „Erotik“ manchmal oberflächlich sein.
Hast Du denn auch die große Pilgerfahrt nach Buenos Aires gemacht und wie wichtig war dies Erlebnis für Dich?
Irgendwann stand das an. Bei mir war es 2001. Gut, dass ich die Fahrt mit einem Freund gemacht habe. Im Paar wäre es die Hölle gewesen – für sie wie für mich. Ich hab keine Kurse besucht, nur getanzt, getanzt, getanzt. Steaks gegessen oder geschlafen. Wir haben von Buenos Aires nicht viel gesehen. Ich habe viel durch das direkte und indirekten Feedback der Frauen gelernt. Wenn ich zu wild europäisch getanzt habe, dann hatten Sie mich am Ohr gezogen.
Du hast also nicht nur mit Touristinnen getanzt, sondern auch mit Argentinierinnen?
Hauptsächlich. Damals gab es nicht so viele Tango-Touristen. Ich hatte schon hier eng getanzt. Aber dort haben die Frauen so eng getanzt, dass selbst ich Luft eingezogen habe. Mein Freund, der etwas distanzierter war, konnte drei, vier Tage nicht tanzen, weil es ihm zu eng war. Wenn man diese Kontaktangebote nicht innerhalb kürzester Zeit angenommen hat, gab es eine ziemliche Verwirrung. Das war für mich eine tolle Erfahrung und die Bestätigung: Tango hat nichts mit Akrobatik zu tun, sondern mit substantiellem Kontakt. Es gab in Buenos Aires eine viel größere Unbefangenheit und Bereitschaft, sich körperlich eng aufeinander einzulassen – unabhängig von Alter, Größe und Leibesumfang. Ich hab’ das genossen. Umso schwieriger war es, wieder zurückzukommen. Meine erste Reaktion: Was ist das denn hier für eine verklemmte distanzierte Veranstaltung? Für mich war Buenos Aires deshalb die Möglichkeit, in die Substanz des Tango hinein zu riechen.
Wie würdest Du denn, auch im Gegensatz dazu, die Berliner Tango-Szene charakterisieren?
Die „Berliner Tango-Szene“ gibt es so nicht. Aber ich glaube zunächst einmal, dass wir Tango-Tänzer zu wenig würdigen, was es hier für einen Reichtum an Farben und Formen gibt – und man weiß überall, worauf man sich einlässt. In der Villa Kreuzberg gibt es bei Felix Hahme eine bestimmte Art klassischen Tango, bei Michael im Walzer Linksgestrickt ist es wieder anders, bei Jens Stuller erleben wir verrückte Neo-Musik und im Loft von Henning und Isabell gibt es das dann alles, je nach Wetterlage, auf das kreativste gemischt. Und so weiter…
Warum besuchst Du eine bestimmte Milonga?
Weil sie bei mir um die Ecke stattfindet , wie in der Villa, zum Beispiel. Aber auch weil ich dort schon Tänzerinnen kenne. Weil mir die Energie, die die Gastgeber ausstrahlen sehr wichtig ist – wie im Loft. Ich will mich wohl fühlen. Oder weil ich immer einmal wieder etwas Neues angucken möchte. Manchmal verabrede ich mich mit einer Frau für einen ganzen Abend und gehe mit ihr in Milongas, in denen ich noch nie war – auch zu Veranstaltungen, von denen ich vorher weiß: Da ist nicht viel los. Aber da kann ich auch mit einer nicht so geübten Tänzerin gut tanzen.
Wie bist Du auf die Idee gekommen, selbst eine Milonga zu veranstalten?
Das hat sich peu à peu entwickelt. Irgendwann habe ich begonnen, mich intensiver mit der Musik zu beschäftigen. Zunächst gab’s ja nur Schallplatten. Später haben wir begonnen, uns die ersten CDs zu brennen. Legendär war die Sampler-Scheibe von Jörg Buntenbach, die er im Berliner B-Flat kreiert hatte – für mich bis heute eine der besten Tango-Zusammenstellungen. Dann hat eine Künstlerin, Christiane hieß sie, eine Ausstellung im Cafe Maybach in Kreuzberg gemacht. Das war 2003. Da bin ich von ihr gefragt worden, ob ich dazu Tango-Musik beisteuern möchte. Ich erinnere mich noch gut: Die Musikanlage stand in der Küche. Von da aus hab ich dann aufgelegt. Die Wirtsleute haben mich danach gefragt, ob ich weiter auflegen will. Daraus entstand meine erste halbwegs regelmäßige Milonga. Das ist ganz gut angekommen, und ich hab weiter Musik dazu gekauft. Es ging von einem Koffer zu bereits zweien. Dann hat mich Jörg Buntenbach ab und zu ins B-Flat engagiert, um ihn gelegentlich zu vertreten. Da habe ich von und bei ihm sehr viel über DJing und guten Mix gelernt.
Das B-Flat – eine bekannte Jazzkneipe als Hotspot des Tango in Berlin.
Das war es wohl. Die Milonga war nicht sehr groß. Jörg hat angefangen, Non- und Neo-Tango zwischen die klassischen Aufnahmen zu mischen – zum Schrecken so mancher Dogmatiker. Er hat damals nicht nur CDs, sondern auch noch Tonband-Cassetten für den Hausgebrauch zusammengestellt. Für mich war das ziemlicher Stress, weil die Tänzerinnen und Tänzer Jörg und seinen Stil gewöhnt waren. Es folgten im Sommer 2005 der Bundespressstrand, dann im Wechsel mit anderen DJs das Tango Vivo am Mehringdamm. So kam eins zum andern.
Und Du hast Deinen eigenen Stil entwickelt.
Angeregt von Jörg war mir immer wichtig, äußerst offen das ganze Feld, die Hintergründe und Quellen und die neuen Entwicklungen des Tango zu zeigen. Gefälliges, Sentimentales, die Ohrwürmer und eben auch mal das Besondere und Grenzwertiges. Darum „meckert“ ein Teil meines Publikums immer etwas. Wenn Du so willst… eine ausgewogene Mischung klassischer Tangos – aber manchmal eben auch etwas Schräges zwischendurch.
Spielst Du eher, was Dir persönlich besonders gut gefällt oder legst Du auf, was nach Deiner Erfahrung die Tanzfläche füllt?
Irgendwo bin ich immer noch der Junge vom Dorf. Da wird zum Tanzen aufgespielt, was Spaß macht. Die Musik muss nach meiner Meinung aber auch immer die Möglichkeit zur Regression geben – zum Suhlen in alten Gefühlen. Seltsamerweise fällt mir dazu ein Steh-Blues meiner jugendlichen 1969 er Fetenkeller-Zeiten ein: “Monja” von Roland W. Dazu gehört auch ein großer Anteil von Wiederholungen. Außerdem will ich die Leute wissen lassen, was Tango alles ausmachen kann, von dem sie noch nichts wissen. Das ist meine “kulturpolitische” Mission.Da ist für mich Tango in Berlin. Nicht immer bloß einer künstlichen “Argentinidad” hinterher laufen.
In vielen Milongas wird ja oft nur ein bestimmter Ausschnitt der Klassik gezeigt. Da hat sich so ein gewisser internationaler Mainstream an „modernem DJing“ entwickelt. Ich will immer gerne das ganze Spektrum des Tangos zeigen. Auch wenn das gelegentlich etwas sperrig ist.
Wenn man etwas riskiert und ein wenig davon abweicht, gibt’s zwei Möglichkeiten: Man bekommt Standing Ovations oder die Leute signalisieren einem, dass sie es richtig, ‘Tschuldigung, Scheiße fanden. Da mein Anspruch ist, nicht einfach mein Zeug herunter zu nudeln, sondern interaktiv zu sein, muss ich Widerspruch aushalten. Manchmal ist dann eben die Pista voller oder leerer. Übrigens wird sie auch leerer, wenn Milonga gespielt wird. Das ist vielen Leuten zu kompliziert, beziehungsweise zu emotional. Candombe wird noch seltener gespielt.
Aber selbst in Berlin, wo Jörg B.einst seinen berlinspezifischen B-Flat-Style erfunden hat, ist derlei Musik heute nur noch eine Nische.
Mag sein. Aber die Nische lebt – wenn ich etwa an die gut besuchten Milongas im “Tangoloft ” im Berliner Wedding oder das Bebop mit Thomas Klahn denke. Ich bin immer gern in Live-Konzerte gegangen. Gotan Projekt damals, die vielen Veranstaltungen im “Podewill” oder “Otros Aires”, die Jens Stuller in die Heilig-Kreuz-Kirche geholt hat. Ich spiele immer noch und immer wieder gern neuere Musik, aber auch ältere, die nicht so bekannt ist. Natürlich gibt es die Angst des DJ vor der leeren Tanzfläche – wie die Angst des Tormanns vor dem Elfmeter. Und bei meinen kleinen Veranstaltungen kann die Pista dann sehr schnell sehr leer sein. Diese Spannung auszuhalten ist für mich bis heute ein Höllenstress oder wenn Du so willst: Ein schöpferisches Drama. Eh’ ich mich traue, mal die leicht verwalzte “Habanera” mit Maria Callas aufzulegen oder ein Stück, das Du so gern magst: Franz-Josef Degenhardts Adaption von Georg Brassens’ “Les amoureux des bancs publics” – da hab’ ich innerlich schon drei Mal geschwitzt.
Was ist für Dich Neotango?
Das ist zunächst mal eine Tüte, in die alles Möglich passt, das irgendwie mit Tango zu tun hat, aber eben auch mit moderner Popmusik, die durch die Mühlen von Rock, Jazz und Hiphop gegangen ist. Für mich ist der Neo- oder Elektrotango eine Entwicklung, die viel Kreatives gebracht hat – Otros Aires oder Carlos Libedinski. Es gab aber auch viel Mechanisches, das mich nicht anregt, kreativ zu tanzen. Gotan Project hab ich zum ersten Mal im Rahmen eines Technofestivals im Berliner Tränenpalast erlebt. Im Publikum waren höchsten zehn Prozent Leute aus der Tango-Szene. Als ich in Buenos Aires war, wurde zwischendurch immer Rock’n’Roll gespielt. Ich hab’ schon lange auf alle mögliche Musik Tangoschritte getanzt. Für mich ist der Mix entscheidend, der die Leute einen stimmungsvollen Abend erleben lässt.
(*) Ich bedanke mich bei Fridolin Lützelschwab für die Zeit, die er sich für unser Gespräch und seine Bearbeitung genommen hat – und für die tollen Bilder aus seinem persönlichen Archiv. Ich habe den Text durch einige Musikstücke aufgelockert, die Fridolin besonders mag, dazu eins, das mir aus seinem Repertoire besonders gut gefällt. Zum Schluss der Tango, dem er seinen DJ-Namen entlehnt hat: El Tigre Viejo. Im Zusammenhang mit unserem Gespräch hab’ ich übrigens festgestellt, dass der Tiger geringfügig jünger ist als ich. Leider habe ich mit dem Tango erst sehr viel später angefangen als er. By the way: Dies ist der längste Text, den ich bisher in meinem Blog veröffentlicht habe.
17 Comments
Ein wunderbar tief schürfender und musikalisch angemessen schön vielfältig untermalter Beitrag zu Geschichte und Gegenwart unserer klein- und großberliner Tangowelten!
Danke für deinen so wertvollen journalistischen ‘drive’ zum Bohren an Thomas und Danke fürs offene Herz, das gut gefüllte persönliche Erinnerungsarchiv und deine gut gefühlten Beiträge zum Berliner Tangogeschehen lieber Fridolin!
(Einen WE-Kurs bei Juan im Studi-Heim am Eichendorff-Ring habe ich während meiner ersten Mixtanzphase im bebop auch erschnuppert. Vielleicht sind wir uns da sogar schon mal begegnet. Mich hat es damals völlig abgeschreckt vom Tango! Das war ja fast nur komplexe Kopfarbeit und mein rhythmussüchtiger Körper jammerte nach freudvoller Bewegungslust.)
Sooo gut, dass sich die Szene unaufhörlich kreativ weiterentwickelt … ! 🤩🕺💃
Lieber Thomas danke, das Du mich als Interviewpartner gewählt hast und so mein 30jähriges Jubiläum würdigst. Es war ein tolles Interview, mehr ein Gespräch unter Tangoverrückten und Menschen, die gerne über die Höhen und Tiefen des Tangos räsonieren. Mit viel Mühe hast Du mein Schwadronieren auf eine Form gebracht und manche Anmerkung von mir noch berücksichtigt. Toll ist, wie Du das alles noch wunderbar mit schönen Filmen zu meinen Lieblingstangos bebildert hast. Schön, dass es in Berlin Menschen wie Dich gibt, die unermüdlich mit so viel journalistischer und literarischer Empathie den Wechselbalg Tango verfolgen und kommentieren. Bleib dran. Die Tangohalbwelt produziert laufend neue Themen sonnige und abartige Seiten, die geradezu nach journalistischer Befragung und literarischer Kommentierung rufen……
Nikita Gerdt sagt: Das ist sehr interessanter Beitrag! Besonders weil die jüngere Tangogeneration gar nicht weiss wie das alles war. Allerdings eine Anmerkung wenn ich darf: ein Sieb hält einfach kein Wasser. Mit anderen Worten jemand dernicht ein gewissen Mass an Technik besitzt kann gar keine gute Verbindung haben. Daher halte ich diesen konkreten Vergleich von inneren Tango missgeleitet. Das ist gar nicht persönlich sondern generell gemeint jetzt. Etwas was ich nicht verstehe hier.
Da sehe ich eine der Schwierigkeiten der Berliner Tango Szene – die alte Generation – wer nicht mehr weitergemacht hat, wer sich nicht mehr entwickelt – die haben vielleicht viel erlebt aber im Tanz kommt es einfach nicht rüber. Ja für damals war das suuper!! Top! Für damals. Aber jetzt.. Wenn die Frauen aus der Achse geschubst werden können sie nicht mehr sich auf den “inneren” Tango oder welche auch immer Verbindung einlassen. Das höre ich ja oft genug. Die alte Generation, naja wie auch so einige der jüngeren Leute 🤣 ist im grossen Maße faul und zufrieden mit dem was sie hat. Und dann klar gibt es Tänzerinnen die einfach mehr wollen im Tanz – mehr fühlen, tiefer gehen.. aber mit einem Sieb geht das nicht sorry. Genauso manche der Frauen – die Tänzerinnen die schon zB an die 20 Jahre Tango drauf haben und ich merke das beim tanzen- man merkt dass der Tango bei denen jahrelang gereift ist – wahnsinn denke ich, das ist wie in BsAs zu tanzen aber dann wiederum gar nicht! Denn sie tanzen alles mit Kraft, können kaum ein Schritt machen ohne das Gleichgewicht zu verlieren und den Mann in der Umarmung einzuklemmen.
Und als Resultat: die junge Generation Tango Tänzer kann von der alten hier in Berlin kaum was mitnehmen. Tango ist.. wenn alles was ich mache ein wert hat. Warum man weiterlernt warum man es gut machen will(und nicht dass es mal eben so reicht) ist weil man es sich selber wert ist. Und dann ist natürlich der soziale Aspekt wichtig. Dass man sich gegenseitig sieht, grüsst, respektiert, sich selber respektiert. Dass man auf die Piste geht und alles gibt was man hat – an Gefühl, an Freude. Warum ist es so dass wenn ich in eine Milonga wie Bebop komme und die Stimmung einfach sooo langweilig ist?! Und in Buenos Aires ist das immer eine Party und man hat gute Zeit.. Warum ist es zB in der Milonga popular so ähnich wie in BA und in einigen Milongas der “alten Generation” so wenig?…wo ist die Lust, die Neugier, die Faszination geblieben?!? Jajaaa. Stattdessen sucht man sich ein paar Leute die sich damit zufrieden geben was man so auf die piste schmeisst und dann sich mit “inneren Tango”e abheben und die anderen als technische Freaks benennen… Ich wünsche mir dass auch Leute die lange tanzen ihre Neugier und Lust (neu) entdecken und sich und ihre TP es wert finden alles zu geben.
(Nikita hat mir erlaubt, seine auf FB geposteten Kommentar hier zu veröffentlichen. Ich gebe sie hier im Original wieder. Thomas Kröter)
Wer tänzerisches Elend sehen will hat Gelegenheit dazu, bei Jungen, bei Alten, in Anfängerkursen, in Fortgeschrittenenkursen, gar keine Frage.
Aber 30 Jahre sind eine lange Zeit: Wer da “gelegentliche Wochenendkurse” besucht und sich bei Milongas auf “Musikalität und Kontakt konzentriert” hat wirklich gute Chancen “sein Wasser zu halten” und keine “Frauen aus der Achse zu schubsen”, “das Gleichgewicht zu verlieren” oder “in der Umarmung einzuklemmen”.
Ab einem Mindestlevel kann man sowieso nicht *mehr* Frauen glücklich machen, sondern allenfalls *andere* Frauen auf einem anderen tänzerischen Level. Beinhaltet es irgendwie einen höheren ethischen Wert, eine Fortgeschrittene glücklich zu machen statt einer Anfängerin?
Also es ist durchaus ein guter Ansatz, sich auf seine eigenen Zufriedenheit zu konzentrieren. Wozu eine Verbesserung der eigenen Technik durchaus die Basis legen und den Weg begleiten kann.
Respekt, lieber Fridolin für 30 Jahre Tango in Berlin. Ich sagte bewusst “Tango in Berlin” und nicht “Berliner Tango”, weil es den als einheitlichen Stil, genau wie du sagst, eben nicht gibt. Wenn ich deine Antworten lese, dann erkennt man ja geradezu, dass ganz im Gegenteil zu einem gewissen Tangostil der Tango speziell von seiner Individualität der Tänzer und der ihnen eigenen Weise ihn auszudrücken lebt und belebt wird. Und wenn ich z.B. während einer gemeinsamen Tanda dich beim Tanzen wahrnehme, merke ich nach zwei Schritten bereits, dass ich “anders” als du tanze, dass du, wie du oben so schön sagst, die “den inneren Tango” pflegst, indem du seine innere Ruhe nach außen trägst und tanzt. Eine Art und Weise, die hier weniger zu beobachten ist und nach meiner Erfahrung eher am Rio de la Plata gepflegt wird.
Natürlich mag ich auch deinen speziellen Muiskmix, der den Bogen von klassischer EdO-Musik bis zum Elektrotango a la Gotan reicht und so einen Milongaabend mit dir nicht langweilig werden lässt. Leider muss ich gestehen, dass ich es nicht schaffe, öfter zu deinen Milongas in die Buchkantine zu kommen, dennoch sage ich dir danke für die Anregungen im Tango-Tanz und der in deinen Milongas gebotenen Musik.
Und nicht zuletzt möchte ich dir , Thomas danken, für die journalistisch gekonnte Komprimierung von 30 Jahren Tango auf einen kurzweilige Blogbeitrag.
Mit Verlaub, damit wird man der „alten Garde“ nicht gerecht.
Tanzende, die es vorziehen, in ihrer „Komfortzone“ zu verharren, gibt es in jedem Tangoalter.
Und gerade in den letzten Jahren bietet der um sich greifende, reduzierte Tanzstil, wie er gerade auf den Encuentros gefordert wird, nun wirklich keinen Anreiz, mit Ehrgeiz an sich zu arbeiten. Zudem darf man sich dann damit schmücken, ja in der „rücksichtsvollen Ronda“ zu verharren…
Da musste man sich in früheren Zeiten zu Piazzolla-Titeln noch weit mehr anstrengen – die Älteren wissen, was ich meine.
Zur Klarstellung: Mein Kommentar bezog sich auf Nikita Gerdt!
Lieber Thomas Kröter ein sehr gelungener Artikel, ein wunderbares Interview. Kluge Fragen, aufschlussreiche Antworten. Unaufgeregt im positivsten Sinn, und sehr informativ. Immer schön in deinem Blog zu lesen 👍😎
Ein grandioses Interview, auf beiden Seiten – besonderen Respekt möchte ich dieser Formulierung zollen:
“Ich tanze vorrangig mit einer für mich interessanten Frau, die eine bestimmte Ausstrahlung hat, und erst in zweiter Linie mit einem Menschen, der gute Technik beherrscht.”
Wobei es ja jedem frei steht, einen eigenen Weg zu suchen und zu gehen.
Aus dem Facebook Diskussionsstrang kopiert:
“Weil man es sich selber Wert ist” Du bringst hier etwas Wichtiges wunderschön auf den Punkt. Danke 🙂 Dieses “Rumgemurkse” frustriert mich immer mehr. Man kann eine gute Verbindung haben, man kann auch für Figuren etwas öffenen, man kann romantisch dahin gleiten oder ganz spritzige Bewegungen absolvieren, man kann zum Himmel tanzen oder erdig in den Boden stampfen und das riesige musikalische Spektrum von Tango ausloten (sofern man Lust darauf hat) und alles ohne Kraft, sondern nur mit Präsenz und eigener Körperkontrolle. Man muss dabei aber achtsam bleiben. Nur wer nicht achtsam ist, muss das mit den Muskeln am Gegenüber “abarbeiten”. Und diese Achtsamkeit hat wohl auch etwas mit dem Wert zu tun, den man sich selber schenkt und den man dem Anderen schenkt – letztlich ein Anachronismus in einer Welt,in der man alles “ein bischen” macht und nicht wirklich gut, in einer Welt, wo man überall sein möchte und nirgendwo ankommt.
Gut beschrieben – ein wünschenswertes Ziel. In gängigen Gruppenkursen wird man Körperbeherrschung allerdings nur sehr begrenzt und Präsenz sowie Achtsamkeit wohl eher gar nicht lernen können, geschweige denn gelehrt bekommen. Da muss man sich schon selbst etwas maßschneidern.
Sehr achön Fridolin. Stelle fest, dass Du auch 7 Jahre früher als ich mit Tango angefangen hast. Und das mit den vielen anstrengenden Choreografien, was irgendwann im Standard-Latein , und später auch im Tango genervt hat, kann ich gut nachvollziehen. Ich habe mir oft Unterricht gewünscht mit Inhalten die ohne extrem viel Übung leicht mit fremden Menschen tanzbar sind. Ab winem bestimmten Level wurde das immer seltener.
Ich gehöre (trotz fortgeschrittenen Alters) auch zu den Technikfreaks – gute Technik macht mich frei zu tanzen, was ich will, was ich in der Musik höre, und das einzupassen in den Raum, der mir zur Verfügung steht. Kontinuierliches Lernen ist ein wesentlicher Teil “meines” Tangos. Für andere ist das anders; sie sind weniger neugierig, haben weniger Zeit, wie auch immer. Aber das Erleben von Verbundenheit im Paar, mit der Musik, der emotionale Gehalt des Tangos, ist nach meiner Beobachtung weitgehend unabhängig vom technischen Können. Zwei Leute, die sich aneinander festhalten, haben eben auch eine gemeinsame Achse. Und sofern sie ein ähnliches Niveau haben, fällt ihnen nichts Negatives auf.
Diese Passage im Interview seh ich kritisch: ‘Sie legen eher Wert auf das, was ich den äußern Tango nenne: Leistung, Technik, Präzision. Ich bin Anhänger des inneren Tango. Da geht es um Kontakt zwischen Mann und Frau, Musikalität, Resonanz, am Ende: Versenkung.’
Da gibt es für mich durchaus Zusammenhänge: eine gute Technik ermöglicht mir eine bessere Verbindung. Aber ich sehe auch den Punkt von übertechnisiertem, steril wirkenden Tanz bzw die Gefahr einer solchen Tendenz…
ich denke ob innerer Tango oder Tango mit Effekthascherei, beides ist auf jeden Fall intensiv mit der entsprechenden Technik verbunden. So behaupte ich, dass eine “einfache” Gewichtsverlagerung sich nur gut anfühlt, und darauf sollte es ja ankommen wenn sie mit der entsprechenden Technik ausgeführt wird. Ich sehe da also was das Maß an Technik angeht keine Trennung zwischen innerem “Dahingeschluffe” und dem Tanz von technisch versierten Bewegungsfreunden. Und den oder die eine beglückt man halt hiermit und andere damit. Musikalisch sollte es allerdings sein.
Ich freue mich über die engagierten Diskussionsbeiträge. Es ist eine kleine Debatte über “inneren und äußeren Tango” daraus geworden und die Frage: Wie viel regelmäßigen Unterricht braucht ein erfahrener Tänzer. Ich habe mich für Zurückhaltung an dieser Stelle entschieden. Demnächst werde ich in einem eigenen Beitrag über meine Haltung dazu zurückkommen.
[…] ausführliches Interview mit DJ Fridolin findet Ihr auf dem Blog Mylonga. Dort spricht er mit dem Tango-Blogger Thomas […]