Manuela Bößel/Peter Ripota, Männer fürhren Frauen folgen? Geschlechterbeziehungen im echten Leben und im Tango, Books on Demand, Norderstedt 2018, 189 S., 15,99 Euro
„Tango“ – das Wort war der Köder, der mich hat anbeißen lassen. Ich kann und will das den beiden Autorlnnen nicht vorwerfen. Denn der Untertitel ihres Buches „Maenner führen, Frauen folgen“ weist auf die Gewichtsverteilung des Buches hin: „Geschlechterbeziehungen im echten Leben und im Tango“. Ich haette also gewarnt sein können, allein: Die Sucht…
Um mich als einer zu outen, der durchaus in ihr Recherchefeld passt: Ich bin ein Mann. Ich gehöre also nicht zur engeren Zielgruppe von mit mehr oder minder mildem Humor geschriebenen Beziehungsbüchern. Soweit ich das beim immer schnelleren Lesen feststellen konnte, bewegen sich Manuela Bössel und Peter Ripotta im Rahmen der Post68er aufgeklärten Sichtweise auf das Thema. Dabei gelingt ihnen auch die ein oder andere nicht schon zigfach zu Brei getretene Beobachtung.
Wer derlei Lektüre mag, dürfte sich durch den geschickt konstruierten Dialog also wohl unterhalten finden. Ich kann nur, ohne sein rrrollendes „R“ zu beherrschen, frei nach Marcel Reich-Ranicki formulieren: Mich interessierrrt nicht, was Frrrau Bößel in einer bayerischen Badeanstalt erlebt hat…
Aber nun zum Tango: Im Kapitel „Warum ich gern führe“ und den beiden folgenden abschnitten breiten die beiden ein aufgeklärtes Verständnis der Paarbeziehung im Tanz aus – jenseits des hergebracht starren Antagonismus a` la: „Das hab’ ich aber nicht geführt!“ vs „Was soll ich denn jetzt machen?“ Das ist auf knappem Raum stringent argumentiert und wohl formuliert. Unter den Berliner Tangolehrern, die ich schätze, sind allerdings „Einladungsführung“ und „aktives Folgen“ (oder was immer man dazu sagen mag) schon seit einiger Zeit „state of the art“.
Im weiteren Text gibt es immer wieder schmunzelige Anekdoten aus dem realen Tangoleben. Selbstverständlich darf eine (hier erfreulich kurz gehaltene) Dosis Polemik gegen den Traditonalismus in Musik, Tanzordnung und Aufforderungsverhalten nicht fehlen, wenn das oberbayerische Dreigestirn gegen den Antidogmatismus im deutschen Tangoleben publizistisch tätig wird. Gerhard Riedl hat das Vorwort beigesteuert und den Text (gemeinsam mit seiner Frau Karin Law Robinson-Riedl ) lektoriert. In seinem Blog empfiehlt er das Buch ausführlich http://milongafuehrer.blogspot.de/2018/02/manner-fuhren-frauen-folgen.html Von Manuela Bößel stammen das klare Layout und die liebevolllustigen Illustrationen.
2 Comments
Sehr schön, vielen Dank für die löblichen Worte. Wäre es nicht möglich, diese wohlwollende Rezension auch auf Amazon zu veröffentlichen? Die Nachwelt (und vor allem die Autoren) wären zu grenzenlosem Dank verpflichtet.
aber gern doch