Eigentlich hatte ich meine Erinnerungen an Buenos Aires mit einem Spaziergang über den Friedhof Chacarita beginnen wollen. Irgendwo in dem fast 100 ha großen Gräberfeld sind sie fast alle bestattet – von Carlos Gardel bis Osvaldo Pugliese. Doch gestern Abend hat ein anderer Wallfahrer in Berlin einen kleinen Filmquerschnitt durch einige Milongas der Stadt gezeigt. Und heute morgen beim täglichen Blick auf die Website todotango.com bringt der Zufall des Datums eine bemerkenswerte Gedenkkombination zusammen: die Geburtstage von Roberto Ray, Fresodos Sänger mit der elegantesten Kaffeehausstimme, und Marcelo Nisinman, eines Bandoneonisten, der vom jugendlichen Fan zum kongenialen Partner Astor Piazzollas am Bandoneon reifte, und schließlich den Todestag von Horacio Ferrer, des lyrischen Alter Egos des großen Tangorevolutionäre. Diese Zufälle haben mich darauf gestoßen, welche Vielfalt der Tango enthält. Das brachte mich auf die Idee, meine eigene Erinnerung an Mekka mit dem ORQUESTA TIPICA FERNANDEZ FIERRO zu beginnen, hier mit der charismatischen Sängerin JULIETA LASO – das härteste und schrillste an Tango, was man sich nur vorstellen kann. Dagegen sind die Tangopunks von El Cachivache ein freundlicher Hauch. Die Herrschaften stehn politisch sehr weit links. Wahrscheinlich deshalb kann man die meisten Tondokumente ihres Schaffens frei auf Youtube herunterladen. Musik solcher Kraft kann ich nicht dauernd ertragen, aber die gesetzten Klassiker der Epoca d’oro auch nicht. Wenn ich also nach meinen wichtigsten Erinnerungen an Buenos Aires gefragt werde: Der Besuch in ihrem eigenen Club CAFF, wo Fernandez Fierro jeden Mittwoch auftreten, nachdem sie die Techniker gegenüber der Bühne in eine würzig duftende Rauchwolke gehüllt habens – dieser Besuch gehört sicher dazu. Auch wenn ich ausnahmsweise mal keine Lust verspürte zu tanzen.
2 Comments
Danke für den Tipp. Das habe ich mir sofort auf meine Buenos Aires Wish-List für meine Reise Anfang 2018 geschrieben.
Tolle Musik, ich kann mir das öfter anhören! Danke für den Post!