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Standardtänzer als Vorbild?

20. März 2018
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Die Szene ist schon eine Weile her. Dennoch erinnere ich mich gut daran. Ein junger Tangolehrer kam von seiner ersten Swing-Veranstaltung zurück. Verwundert berichtete er: „Die lachen ja beim Tanzen.“ Der Satz ist mir dieser Tage wieder eingefallen. Ich bin zwar nicht zum ersten Mal, aber zum ersten Mal seit längerer Zeit beim Ballroom-Dancing gewesen. Frühstückstanz in einer Berliner Tanzschule. Ich war perplex. Was für ein Unterschied zur Atmosphäre beim Tango… So krass hatte ich die Differenz nicht in Erinnerung.

Sicher, da waren bei dem ein oder anderen Paar Differenzen wegen dieser oder jener Schrittfolge zu besichtigen. Zwei sehr junge Menschen zelebrierten ihre Beziehungskrise in aller Öffentlichkeit. Aber das war’s dann auch. Es wurde geplaudert, gegesssen, getrunken, getanzt. In dieser Rangfolge. Alles ziemlich locker. Mit Ausnahme eines eitlen Herrn, der sich erheblich besser fand, als er wirklich tamzte – niemand, der/die den Parkettpfau gab. Die Paare waren bei sich und für sich. Manche schoben eine (kurze!) Übungsphase ein oder fragten ein Nachbarpaar nach bestimmten Schritten. Doch die meisten tanzten. Einfach so.

Die Musik war nicht aufs Welttanzprogram mit seinen Beats-Per-Minute-Vorgaben hin optimiert. Stattdessen viele Standards aus dem Great American Songbook. Kaum aktuelle Hits. Ob der DJ die wenigen argentischen Tangos spielte, weil er uns drei Tangopaare identifiziert hatte? Ich hab nicht gefragt. Die Alterskohorte glich der in den meisten Berliner Milongas. Vielleicht ein wenig drüber. Ein paar Gesichter aus meiner eigenen Stadard/Latein-Zeit hab ich wieder erkannt.

Und wie war das Tanzniveau, ist der/die routinierte TangotänzerIn gewohnt zu fragen. Nun ja, sagen wir: Mäßig bis mittel, mit wenigen Ausschlägen nach oben. Ich weiß nicht, wie die Tanzgesellschaft in das Bronze-Silber-Gold-Schema des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbandes einzuordnen gewesen wären. Doch dafür interessierte sich hier augenscheinlich niemand. Im Vordergrund stand der feste Wille, zwei bis drei Stunden Spaß zu haben.

Aber warum war’s hier so locker? Eben deshalb. Hier wollte sich niemand mit anderen messen oder den anderen etwas vorführen. Ich fürchte, das lag nicht zuletzt daran, dass dies eine Zusammenkunft von Paaren war. Partnerwechsel gab es nur in homöopatischen Dosen. Damit entfiel eine Grundlage des Profilierungsdrangs. Denn anders als wir gern behaupten, tanzen wir Tangueros/as keineswegs nur nach innen gewandt. Für uns. Wir veranstalten eine kleine private Show (nicht nur, aber auch), weil wir potentiellen TanzpartnerInnen auf- und gefallen wollen. Manch eine(r) schaltet sein Miradar für die nächste Tanda sogar schon ein, während er/sie seine(n) aktuelle(n) TanzpartnerIn noch im Arm hat.

Die Pärchenwirtschaft im Ballroomwesen war einer meiner Gründe gewesen, mich nach anderen Szenen umzuschauen. Unentschlossen schnupperte ich am Swing. Dann packte mich der Tango. An die zehn Jahre ist das her. Aber ich erinnere mich noch, dass die hierarchische Leistungsgesellschaft, die mir entgegenschlug, meinen Annäherungsprozess nicht eben beschleunigt hat. Als fortgeschrittener Anfänger bin ich damals einmal pro Woche allein in eine renomierte Milonga gegangen (wenn meine Frau bei ihrer Gymnastik war). Fünf Mal in der Woche wollte ich mit dem doofen Tango aufhören – nicht zuletzt, um mich nicht mehr der Willkür der (aus meiner damaligen Sicht) ziemlich hochnäsigen Tänzerinnen auszusetzen.

Ich weiß, liebe Ladies, in den heutigen Zeiten verschärften „Frauenüberschusses“ habt ihr’s schwer – mindestens dann, wenn Ihr nicht bestimmten machistischen Auswahlkriterien genügt. Aber ich erinnere mich noch gut, was ein Korb ist, und dass er die zarte Männerseele nicht weniger verletzt, bloß weil er auf die angeblich unauffällige Weise des Cabeceo, respektive seiner Verweigerung vollzogen wird. Selbst wenn die anderen die Schmach nicht mitbekommen sollten (was in den meisten Fällen eine Illusion ist) – ich wusste es. So wie es heute die Tänzerinnen wissen, die in aller Unauffälligkeit übersehen werden. Auch dem großen Rest einer Milonga entgeht keineswegs, wenn da jemand sitzt und sitzt und sitzt…

Dagegen war dies standardlateinische Tanzfrühstück ein Paradies der Entspannung. Ich will das nicht zum Ideal stilisieren. Dazu tanzen meine Frau und ich, auch wenn wir gemeinsam eine Milonga besuchen, viel zu gern mit „fremden“ PartnerInnen. Ich hab’ auch nichts gegen ein gehobenes Tanzniveau oder dagegen, mich anstrengen zu müssen, wenn ich an eine Gelegenheitspartnerin gerate, deren Fähigkeiten die meinen übersteigen. Doch an dieser Stelle zögere ich bereits. Denn die Anstrengung auf der Pista führt in aller Regel zu „besserem“ Tango, sondern geradewegs in die Verkrampfung. Deshalb hoffe ich, dass die Erinnerung an die fröhlichen, im Vergleich zur Tangoszene unambitionierten FoxtrotterInnen mich bei akuter Stressgefahr daran denken lässt: Ja, der Argentinische Tango ist der tollste Tanz aller Zeiten. Aber auch dieser Tanz ist nur ein Tanz.

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1
Thomas
Thomas

8 Comments

  1. Es muss nicht immer Tango sein – @ abrazos.de sagt:
    21. März 2018 um 10:41 Uhr

    […] (Hier können Sie den kompletten Artikel nachlesen: “Standardtänzer als Vorbild?”) […]

    Antworten
  2. Edgar Franzmann sagt:
    21. März 2018 um 13:30 Uhr

    Tja, da hast du mich schon wieder inspiriert. Folgendes habe ich in meinem Blog abrazos.de geschrieben: Es muss nicht immer Tango sein …

    Thomas Kröter aus Berlin war mit seinem Blog eines “tangotanzenden Flaneurs” (kroestango.de) einer derjenigen, die mich zu meinem Tango-Blog “abrazos.de” inspirierten. Deshalb steht er auch auf Platz eins meiner Link-Liste.

    Thomas Kröter hat nicht immer und ausschließlich Tango getanzt, sondern auch Tanzschul-Standard und Latein, wie die meisten von uns. Dieser Tage ging er zu einem Tanzfrühstück zurück in die alte Szene – und war beeindruckt. Ich zitiere den Schluss seines Berichts:

    “Dies standardlateinische Tanzfrühstück war ein Paradies der Entspannung. Ich will das nicht zum Ideal stilisieren. Dazu tanzen meine Frau und ich, auch wenn wir gemeinsam eine Milonga besuchen, viel zu gern mit „fremden“ PartnerInnen. Ich hab’ auch nichts gegen ein gehobenes Tanzniveau oder dagegen, mich anstrengen zu müssen, wenn ich an eine Gelegenheitspartnerin gerate, deren Fähigkeiten die meinen übersteigen. Doch an dieser Stelle zögere ich bereits. Denn die Anstrengung auf der Pista führt in aller Regel zu „besserem“ Tango, sondern geradewegs in die Verkrampfung. Deshalb hoffe ich, dass die Erinnerung an die fröhlichen, im Vergleich zur Tangoszene unambitionierten FoxtrotterInnen mich bei akuter Stressgefahr daran denken lässt: Ja, der Argentinische Tango ist der tollste Tanz aller Zeiten. Aber auch dieser Tanz ist nur ein Tanz.”

    Seit einem halben Jahr gehen auch meine Liebste und ich einmal in der Woche wieder in eine ganz normale Tanzstunde. Und, ja, auch das macht Spaß, und es bringt uns auch nicht mehr durcheinander wie am Anfang unserer Tango-argentino-Leidenschaft. Heute gönne ich es mir manchmal, Tango-argentino-Bewegungen in die Tanzschule einzuschmuggeln, was dort gelassen hingenommen wird.

    Ja, es muss nicht immer Tango sein. Ja, auch Tango ist nur ein Tanz. Aber ganz ehrlich: Dieses besondere Gefühl gibt es nur im Tango. Und wartet nicht, bis ihr 70 seid. Wer mit 30 anfängt, hat mehr vom Tanzen.

    Antworten
    • Thomas sagt:
      21. März 2018 um 16:49 Uhr

      Vielen Dank, lieber Edgar. was soll ich sonst sagen zu Deinem Lob – auch in deinem Blog. Ich versuche ihn hier einfach noch mal zu verlinken: http://abrazos.de

      Antworten
  3. Bri aus Wien sagt:
    21. März 2018 um 14:18 Uhr

    Als ich als Frau das erste Mal mit dem Tango Argentino in Berühung kam, war ich auch sehr überrascht, wie ernst und in Vorschriften festgefahren die Szene war. Vor allem, weil ich aus der Salsa, Bachata, Kizomba Welt dort hineinkam. Dort ort ist es üblich ohne fixen Tanzpartner tanzen zu gehen, jeder fordert jeden auf, es gibt einfach keine Vorschriften (bezüglich Haltung, Tanzstil, wer wem auffordert). Der Spaß steht im Vordergrund. Ich nahm mir ganz fest vor, diese Starre Haltung im Tango Argentino nicht zu übernehmen und dazu beizutragen, dass sich das in der Tango Argentino Szene ändert und habe mir angewöhnt, wie beim Salsa, Bachata, Kizomba einfach jeden oder zumindestens möglichst viele zu grüßen und so oft wie möglich zu lächeln und zu lachen. Auch mit dem Auffordern, da breche ich die “Vorschriften” wem immer diese eingefallen sind und fordere auch Männer auf, mit denen ich unbedingt tanzen möchte (auch ich erhalte immer wieder mal abfuhren und damt kann ich leben) . Inzwischen tanze ich auch in der Leaderrolle und habe meinen Spaß auch mit den Frauen. Wenn wir etwas ändern möchten, müssen wir bei uns selbst anfangen.

    Antworten
    • Thomas sagt:
      19. April 2018 um 12:00 Uhr

      iebe Bri, bitte verzeih meine unhöfliche Unaufmerksamkeit! Ich hab mich gerade erst wieder an deinen Kommentar erinnert. Ich finde, es sollte in der Tangoszene mehr Frauen geben wie dich. Bleib unverdrossen und lass’ Dich von den pseudoargentinischen Gockeln nicht verschrecken, die es für unter ihrer mühsam aufgeplusterten Würde halten, sich von einer Frau auffordern zu lassen. Verspätete, dafür umso herzlichere Grüße aus Berlin, Thomas

      Antworten
  4. wirdschonwerden sagt:
    22. März 2018 um 20:47 Uhr

    Ich meine auch auf Milongas einige Paare zu sehen, die ohne Partnerwechsel leistungs- und hierarchiebefreit miteinander tanzen. Wer bewusst eine “renommierte” Milonga aufsucht, der bekommt vielleicht das was er sucht.

    Auf Auslandsreisen kann ich mich völlig stressfrei mit meiner Partnerin in einer Bar unterhalten. Oder ich kann versuchen, ohne nennenswerte Sprachkenntnisse mit fremden Damen in Kontakt zu kommen – da wäre dann bei mir kläglicher Schiffbruch vorprogrammiert.
    Was bin mittlerweile froh, dass ich keine Fremdsprachen mehr zu lernen brauche sondern nur Tango … Kontakt mit fremden Damen inklusive.

    Antworten
  5. Yokoito sagt:
    23. März 2018 um 18:42 Uhr

    Habe gehört, die Tangoszene in Baalin soll auch eher auf der etwas leistungsorientierten Seite sein…jedenfalls, bißchen euer Problem, liebe Berlinesen. Klar gibt es auch in meiner Region die eine oder andere Gockelei. Im Vergleich zu dem, was ich hier lese – und kürzlich hat Herr Sartori ja ein noch viel krasseres Bild gemalt, neoliberal und whatnot – ist das absolut harmlos beziehungsweise regelrecht soapmäßig amüsant.

    Antworten
  6. Stephan sagt:
    24. März 2018 um 20:53 Uhr

    “Ich weiß, liebe Ladies, in den heutigen Zeiten verschärften „Frauenüberschusses“ habt ihr’s schwer ” : in der Provinz oder auf den vom Blog-Autor besuchten Milongas mag das stimmen, aber es ist gibt auch häufig Männerüberschuss auf diversen Berliner-Milongas.

    Antworten

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