Tango Alemán: "Zamba d Z" performed by Alejandra & Mariano at Wuppertal Ball 2018
Die größte Ehrung: Mein allerliebstes Tanzpaar "Alejandra & Mariano" tanz zu meinem Lieblingsstück der neuen CD "Zamba de Z" auf dem Wuppertaler Ball. Gänsehaut!!!!!
Gepostet von IwanHarlan's TangoAlemán am Montag, 1. Oktober 2018
Mitte Oktober erscheint die CD “TangoAleman” offiziell. Die Krautförderer haben ihre Exemplare aber schon schon bekommen. Und gerade gabs eine besondere Welturaufführung. In den Worten von Iwan Harlan: “Die größte Ehrung: Mein allerliebstes Tanzpaar “Alejandra & Mariano” tanzt zu meinem Lieblingsstück der neuen CD “Zamba de Z” auf dem Wuppertaler Ball. Gänsehaut!!!!!”
Ja genau, das hab ich mich auch gefragt! Neue deutsche Tangos, kann das funktionieren? Dieses raue, zärtlich, hingebungsvolle, erdig, laszive Gefühl, das Tango in mir entfacht, authentisch ins Hier und Jetzt und in den deutschsprachigen Raum zu transportieren? Da ich Profimusiker, Komponist, Tangotänzer und Tangolehrer bin, pulsierte diese Idee 2 Jahre lang unentwegt wie ein „treibender D’Arienzo Rythmus“ in mir. Es gab viele Gespräche mit Musiker- und Tanzkollegen, die die Idee reifen ließen und dann traf ich das Orchester Amores Tangos aus Buenos Aires.
Sie stiegen sofort begeistert in den Tanz meiner Vision mit ein. TangoAlemán war der Begriff, der mit dieser Begegnung sofort im Raum stand als Spiegel der deutsch-argentinischen Zusammenarbeit. Eine Umfrage bekräftigte diesen Namen.
Im Detail. Nach der, für mich ganz wunderbaren Aufführung des „Di Sarli Festival Orchesters” auf dem Berlin Embrace Festival 2014, stieg in mir die Frage hoch: „Wie würden die Komponisten, Texter, Arrangeure der großen Orchester der goldenen Dekaden, heute komponieren, texten und arrangieren. Beeinflusst durch die letzten 5o Jahre Popkultur. Ist diese Transformation ins Jetzt möglich?“
Dazu stieß die Frage: „könnte Tango hier bei uns Popkultur werden? Lieder die alle mitsingen können, popular Musik eben. Dann müsste es ja Deutsch sein…. Da das ja auch meine Sprache ist, wäre der Punkt der Authentizität auf Sprachebene schon mal geklärt. Aber kann diese Sprache Tango transportieren?”
Zeitgleich arbeitete ich an Remixen meines 90er Jahre Projekts „Frauenlob“: deutschsprachige Pop-Chansons mit Texten des Autors Martin Baltscheit – u.a. veröffentlichten wir die CD
„Liedgut Alles Gut“. Da hatte ich eine Vision: Im Geiste hörte ich das Lied, an dem ich gerade arbeitete, komplett in einem Piazzolla/Pugliese artigem Arrangement. Wow! Das klang ausgesprochen abgefahren.
Und auch der Text passte zum Tango Kontext: „der Sänger/Mann bejammert wunderbar poetisch, aber im Zeitgeist, das er verlassen wurde!“
Diese Vision, die ich da im Kopf gehört habe, wollte ich in echt hören. Mit realen Instrumenten, handgemacht – keine Elektronik.
Also machte ich mich auf die Suche nach mutigen Musikern, diese Vision mit mir umzusetzen.
Nach 2 Jahren traf ich dann die Band Amores Tangos aus Buenos Aires und konnte sie für meine Idee begeistern. Besser hätte ich es für diese Produktion nicht treffen können. Sie transportieren für mich so wunderbar dieses alte, raue Guardia Vieja Gefühl in die Neuzeit, sind bewandert in allen Stilen, die der Tango hervorgebracht hat und spielen akustisch.
Und das Glück war mir noch mehr hold:
Amores Tangos wollte 2017 gleich 3x in meiner Region unterwegs sein.
Jetzt schlug der Tango-Junkie in mir voll durch: die Jungs von Amores Tangos konnten und sollten das nicht für Lau machen. Also hab ich mein ganzes Vermögen zusammengekratzt und mit zusätzlicher Hilfe von drei enthusiastischen Förderern ist es mir gelungen die Kosten für die Aufnahmen zu stemmen. So konnten wir an insgesamt 9 Tagen 10 Titel arrangieren und aufnehmen.
Unsere Begegnung im Studio war auf allen Ebenen ein Genuss. Sie sind voll und mit ganzem Herzen in meine Idee eingetaucht. Pro Tag haben wir ein Lied arrangiert, geprobt und dann sofort eingespielt. Rau, direkt, ungeschliffen, aus dem Moment, wie ein Tanz.
Für jedes Lied habe ich einen Klassiker der Epoca de Oro als Vorbild für Dynamic, Rhythmus und „wie fühlt ich das Lied an“ ausgewählt. Von Biagi über DiSarli, Pugliese bis hin zu Piazzolla und so haben wir, mit dieser Vorgabe, für unsere Besetzung arrangiert: Gitarre, Bandoneon, Piano, Bass und Gesang.
Während der Produktion kam Amores Tangos dann die Idee auch einen alten Klassiker ins Deutsche zu transferieren. Als Anknüpfungspunkt und Kontext für die gesamte Produktion. Wir haben uns für Volver entschieden. Wunderschön zum mitsingen, passte es auch inhaltlich perfekt. Denn mit unserem Projekt sind wir zwar im Hier und Jetzt. Schauen aber doch zurück auf die Vergangenheit, beziehen uns auf sie, bekennen uns zu Ihr und den Wurzeln des Tango, wohl wissend, dass diese Zeit nicht mehr zurück zu holen ist.
Alles ist nun aufgenommen, jetzt fehlt nur noch das Budget, die Produktion zu veröffentlichen.
Das ist der Grund für das gestartete Crowdfunding auf Startnext. Ich hoffe, dass viele aus der Tango Szene mitmachen, entweder weil sie die Musik hören wollen oder aus dem Bewusstsein heraus, dass der Tango, die Szene, Impulse braucht um zu wachsen und somit mehr, vielleicht auch junge, Menschen dafür begeistert.
Denn ich bin überzeugt, dass das Tangotanzen eine der besten Möglichkeiten für eine gesunde Selbstentwicklung ist und viel populärer werden sollte. Der Sound der alten Aufnahmen – ich liebe ihn – und die spanische Sprache sind jedoch hierzulande eine große Hürde, die zu überwinden nicht einfach ist – und mal ehrlich, wer hat in den ersten Tangostunden die Schönheit, Raffinesse und Tiefe der alten Tangos bemerkt?
Ich setzte mich nicht auf das hohe Ross, dass das nun musikalisch der Weisheit letzter Schluß ist. Dazu hab ich zu große Achtung und Demut vor meinen lebenden und gegangenen Kollegen. Für mich zählt etwas umgesetzt, mein Ding gemacht, einen Impuls gesetzt und meinen Standpunkt dargelegt zu haben. Das macht aus meiner Sicht einen guten Tanguero aus: Haltung und Respekt.
Und auch für den Cabaceo musst du ins Licht treten, sonst wird dein Blick nicht gesehen. Keine Taten, keine Energie, kein Tanz.
Es ist ein Anfang und wie ich finde mit viel Potenzial zur Entwicklung. Für mich persönlich und hoffentlich auch für andere, die vielleicht meinem Beispiel folgen.
Hey, ich hab Visionen von einem Biagi Club Orchester, das Brecht/Weil Songs als Tango rockt.
Oder einem großen DiSarli Pallast Orchester, das „Noch so ne Nacht“ mit mir anstimmt.
Und in echt lebe ich schon mal das TangoAlemán Quartett. Und wer will, macht mit.
http://startnext.de/tangoaleman
Vielen Dank an Thomas Kröter für die Offerte des Gastbeitrags. So geht Tanguero auch!
Respekt. Iwan Harlan
Aktueller Nachtrag: Noch ein Video aus dem Projekt “Tango Aleman”
(*) In meinem Beitrag “Bekenntnisse eines spanisch-unkundigen Banausen” hab ich das Projekt von Iwan Harlan ein wenig gezaust. Aber auch wenn etwas nicht voll meinen Geschmack trifft, kann es ja dennoch spannend sein. Deshalb hab ich ihn gefragt, ob er sein Vorhaben in einem Gastbeitrag vorstellen mag. Dies ist das Ergebnis. Vielen Dank Iwan Harlan und viel Erfolg!
Nostalgischer Nachtrag:
Beim Nachschlagen auf Youtube hab ich noch ein fünf Jahre altes Video gefunden. Es zeigt Iwan und seine Partnerin Isabella mit einem Auftritt im Rahmen eines ziemlich verrückten Tango Urlaubs in einem alternativen Projekt in Tollense (Mecklenburg-Vorpommern). Wir sind einander damals über den Weg gelaufen, ohne uns zu begegnen. Die Musik zum Tanz stammt auch von Iwan. Instrumental.
4 Comments
Ich muss gestehen das ich die EDO Stücke am liebsten als ‘Instrumentals’ tanze. Der Gesang dieser Epoche ist so gar nicht meiner. Deshalb lenkt er mich von der Musik ab. Aber ich bin schon froh wenn ich die Sprache nicht verstehe. Iwan Harlan hat mich allerdings mit seiner ‘ Visionen von einem Biagi Club Orchester, das Brecht/Weil Songs als Tango rockt’ überzeugt. Das möchte ich doch allzu gern hören. Selbst zu dem Preis das ich mal eine Tanda aussetze um ‘nur’ zuzuhören. Wolfgang
wobei ich ergänzend darauf hinweisen möchte, dass eine CD mit Brecht/Weill Songs (und Schubert und Schumann-Liedern) in Tango-Besetzung bereits gibt:
https://www.annafranken.com/idas-y-vueltas
https://www.tangodanza.de/CDs_AnnA-Franken-Idas-Y-Vueltas–1247.html
Danke für die Ergänzung, Martin.
Iwan, viel Erfolg und viele, viele Freigeister!
lg Eddy