Mitte der 60er Jahre saß Anibal Troilo gelegentlich im Club Tucuman 676 in Buenos Aires, trank seinen Whisky und schnupfte die ein oder andere Linie Kokain. Vor allem aber lauschte er Astor Piazzolla und den Proben seines neuen Quintetts. Dem Geiger Hugo Baralis zufolge, der den jungen Mann einst mit „Pichuco“ bekannt gemacht hatte, seufzte er dabei einmal unter Tränen: „Nein, mein Junge, das ist kein Tango.“ (*)
Ich verstoße mit diesem Text gegen mein immer wieder propagiertes Gebot der Kürze. Aber wie heißt es schon beim biblischen Milonguero Lukas: “Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über…” Ich hoffe, meine Begeisterung wirkt wenigstens ein wenig ansteckend – mindestens die vielen Musikbeispiele. Bei meiner Tochter Laura und ihren Partner Daniel Mattele ist es mir immerhin gelungen. Sie haben mit ihrem Harfenduo ein Tangoprogramm eingespielt. Schwerpunkt: Astor Piazzolla. Sein Titel “Angel y Diablo”. (Die CD dazu ist zu bestellen unter: harfenduo@gmail.com. Preis: 15 Euro)
Im Leben Astor Piazzollas gab es zwei starke Vaterfiguren. Der eine war Friseur, der andere Kapellmeister. Astor Pantaleo´n Piazzolla und Anibal Troilo. Der leibliche Vater, ein leidenschaftlicher Tangofan, schenkte dem musikalisch hoch begabten Sohn ein Bandoneon. Da war er acht Jahre alt. Er hätte lieber einen Baseball bekommen. Oder eine Mundharmonika. Aber irgendwann hat ihn der Tango dann doch gepackt – nachdem er zum ersten Mal das Ensemble des Geigers Elvino Vardaro gehört hatte.
Mit 18 trat Astor Piazzolla als Bandoneonist in Troilos “Orchesta tipica” ein. Da hatte er sich die wichtigsten Titel der Gruppe bereits beigebracht. Sechs Jahre später machte er dich selbständig – gemeinsam mit einem Mann, dem es ebenfalls zu eng unter der Führung von Anibal Troilo geworden war: Francisco Fiorentino, der bis heute als der ideale Sänger des “Dicken” gilt https://www.todotango.com/english/artists/biography/149/Francisco-Fiorentino/ .
Aber auch nach der Trennung blieb “Pichuco” ein väterlicher Freund und beauftragte ihn noch Jahre lange mit Arrangements für sein Orchester. “El Gato ” (der Kater) nannte er seinen missratenen Meisterschüler. Der revanchierte sich mit einem liebevoll respektlosen “El Gordo” (der Dicke). Wie die beiden über alle musikalischen Differenzen hinweg zueinander standen, illustrieren am besten die zwei intimen Bandoneon-Duette, die sie 1970 für die Firma RCA eingespielt haben. Außer Carlos Gardels “Volver” noch “El Motivo” https://youtu.be/zGA1-WtuchY von Juan Carlos Cobian. Leider nicht mehr. Aber Troilo hat mehrfach Kompositionen Piazzollas eingespielt. Auf seine Weise. Und der widmete seinem musikalischen Ziehvater nach dessen Tod die viersätzige “Suite troellana” https://youtu.be/htlRny-5QHk .
Ich gebe hier nur einen kursorischen Überblick über Astor Piazzollas biografische Entwicklung – gespickt mit ein paar musikalischen Highlights. Analytisch in die Tiefe zu gehen, überlasse ich den Spezialisten. Zum Beispiel Janine Krüger. In ihrem Buch “Cual es tu tango? charakterisiert sie Piazzollas Stil aus musikwissenschaftlicher Sicht. S. 119ff. Diesem Band hab ich auch die “Zehn Gebote” des “Octeto de Buenos Aires” entnommen.
Wenn wir von den beiden Vätern sprechen, muss auch von den Müttern die Rede sein. Zunächst von der leiblichen: Ihr haben wir (wahrscheinlich) zu verdanken, dass aus Astor Piazzolla der Jahrhundertmusiker wurde. Carols Gardel hatte ihn als 12jährigen bei einem Besuch in New York kennengelernt und wollte ihn mit auf jene Tournee nehmen, die seine letzte werden wollte. Doch Asunta Manetti Piazzolla legte ein Veto ein. Ihr Sohn allein mit lauter fremden Musikern unterwegs, die ja nicht im besten Ruf standen – no way! Deshalb stieg der kleine Astor nicht in das Flugzeug ein, in dem Carlitos zu Tode kam http://kroestango.de/aktuelles/eine-tote-drossel-die-jeden-tag-schoener-singt/.
Die andere “Mutter” war Nadia Boulanger – eine schon damals legendäre Musikerin und vor allem Kompositionslehrerin https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/nadia-boulanger/. Mit dem Preisgeld, dass er bei einem Kompositionswettbewerb gewonnen hatte, finanzierte Astor Piazzolla eine Studienreise nach Paris. Hier nahm er Unterricht bei ihr. Dass er sein Geld als Tangomusiker verdiente, verschwieg er ihr. Denn er schämte sich, “ihr zu sagen, dass ich Tangomusiker war, dass ich in Bordellen und Kabaretts von Buenos Aires gearbeitet hatte. Tangomusiker war ein schmutziges Wort im Argentinien meiner Jugend”.[
Piazzollas Arbeiten fand Boulanger okay, aber nicht sonderlich originell. Irgendwann bat sie ihn, einen Tango auf dem Klavier zu spielen. Damit war sein Weg vorgezeichnet. Denn die Lehrerin reagierte mit einem Wutausbruch :
“Du Idiot! Merkst Du nicht, dass dies der echte Piazzolla ist, nicht jener andere? Du kannst die ganze andere Musik wegwerfen!”
Er hat aber auch seine Kenntnisse um die Klassische Musik seit Bach nicht weggeworfen. Sie prägten sein Schaffen, so lange er schaffen konnte. Aber den Satz seiner Lehrerin hat er nicht vergessen. Auch wenn er für den Konzertsaal schrieb, galt: “Meine Musik riecht nach Tango”.
Über “El Desbande” hat Astor Piazzolla einmal gesagt, es sei der er erste “richtige Tango” gewesen, den er geschrieben habe. Aber lange gab er sich nicht damit zufrieden, derlei im herkömmlichen Sinn “richtige” Tangos zu schreiben und zu spielen. Er wollte seinen eigenen Stil entwickeln, vor allem aber seine musikalische Phantasie nicht von den Grenzen dessen einhegen lassen, was sein einstiger Chef Anibal Troilo und seine Kollegen als “tanzbar” bezeichneten. Er wollte einen Tango für die Ohren, nicht für die Füße, wie er einmal formulierte. Dies verband ihn mit einem Jazzmusiker, den er besonders schätze: Stan Kenton. Der Pianist und Bandleader wollte den Jazz aus den Fesseln der Tanzmusik befreien. Mit immer größeren Bands strebte er von den Ballrooms in die Konzertsälehttps://www.chartsurfer.de/artist/stan-kenton/biography-vvruh.html .
Dort wollte auch Piazzolla hin. Aber ihm reichte erst einmal ein Orchester von den Dimensionen der üblichen Tangobands. Das “Octeto Buenos Aires”: Zwei Bandoneons, zwei Violinen, Cello, Kontrabass, Klavier und… eine elektrische Gitarre. Die wirkte auf das traditionelle Tango-Publikum in Buenos Aires etwa so verstörend wie Bob Dylans verstärktes Instrument auf die Folkies 1965 beim Festival in Newport. Da nutzte es auch nichts, dass er sich in den “Zehn Geboten des Octeto de Buenos Aires” vornahm, seinem Publikum den Einsatz ungewöhnlicher Instrumente zu erläutern.
Astor Piazzollas programmatischer Dekalog legte auch fest, dass sein Ensemble nicht zum Tanz aufspielte. Aber wer hätte damals zu seiner Musik tanzen wollen? Der “Tango nuevo”, wie er ihn nannte, war eine Provokation und sollte eine Provokation sein – erheblich schräger als der symphonische Jazz des Stan Kenton. Für manche Traditionalisten ist er es bis heute. Sein 100. Geburtstag allerdings wurde von den Offiziellen des Tango im Teatro Colon von Buenos Aires fast wie ein Staatsakt gefeiert.
Astor Piazzolla ist also nicht ganz unschuldig an dem Tanzboykott, den Aficionados des traditionellen Tango über ihn verhängt haben. Auch unter ihnen haben viele den Tango erst durch ihn entdeckt. Aber tanzen… zu kompliziert. Ich hab mich in diesem Blog mehrfach mit ihren Argumenten auseinandergesetzt, unter anderem http://kroestango.de/aktuelles/zu-piazzolla-tanzen-warum-nicht/ und http://kroestango.de/aktuelles/tanz-den-piazzolla/. Hier nur so viel: Piazzollas Nein zum Tanzen war so etwas wie ein Akt der Notwehr, weil er (wie Stan Kenton) seine Musik aus dein Korsett der “Tanzbarkeit” befreien wollte, die ihm zur Zwangsjacke geworden war. Uns heutige hindert nichts daran, dagegen zu verstoßen – wenn wir auf Stücke stoßen, die uns auf die “Pista” ziehen. Und davon gibt es, jedenfalls für meinen Geschmack, mehr als genug
In den Anfängen seines neuen Tango blieb es nicht bei Buhrufen und Boykott. Er und seine Familie wurden auch körperlich bedroht. Piazzolla schrieb ein Stück ums andere. Aber die Heimat, auf die er sich nach so langer Zeit in New York gefreut hatte, war ihm verleidet. Leben konnte er hier von seiner Musik ohnehin nicht. Also kehrte er zurück in die Vereinigten Staaten. Doch auch hier mochte der Erfolge sich nicht einstellen. “El Gato” wurde zum ruhelos streunenden Kater. Mal lebte er in Paris. Mal in Rom. Oder wieder in New York. Seiner Produktivität tat das keinen Abbruch.
Piazzolla wird ein gelegentlich etwas rauer Umgang mit anderen Menschen nachgesagt. Aber er verstand es immer wieder, ihm bis dahin unbekannte Musiker für sich einzunehmen. Aus der Klassik begeisterte er etwa das experimentierfreudige Kronos Quartett, mit dem er seine letzte Plattenaufnahme bestritt.https://en.wikipedia.org/wiki/Five_Tango_Sensations Nicht zu vergessen zwei Größen des Jazz: Gary Burton (Vibraphon) https://youtu.be/e5yPAgf9hYMund der Bariton-Saxophonist Gerry Mulliganhttps://youtu.be/a2xJuHuLtmQ .
In Italien lernte er zum Beispiel die Schauspielerin und Sängerin Milva kennen. Sie fanden sich zu rauschend bejubelten Konzerten und Tourneen zusammen. Ein besonderes Produkt ihrer Zusammenarbeit und obendrein ein Musterbeispiel dafür, welch genialer Erfinder von Melodien Piazzolla war, ist “Oblivion” oder auf Französisch “J’oublie” . Für mich der Höhepunkt ihrer Kooperation und obendrein die beste Liveaufnahme seines zweiten Quinteto ist am Schluss einer Japan-Tournee aufgenommen worden. (“Milva & Astor Piazzolla. Live in Tokyo 1988, sonymusic). Fast dasselbe Programm gaben sie im “Théâtre des Bouffes du Nord” in Paris, wo die hier gepostete Aufnahme entstand.
Bereits 1959 hat Astor Piazzolla einen seiner größten Hits geschrieben: “Adios Nonino”. Auf einer Lateinamerika-Tournee hatte ihn am Rande eines Auftritts mit dem Tanzpaar Juan Carlos Copes und Maria Nieves die Nachricht vom Tod seines Vaters bei einem Fahrrad-Unfall daheim in Mar del Plata erreicht. Weil die Tour sich als ziemliches Desaster erwies, war er ohnehin in einer ziemlich depressiven Stimmung. Sein Sohn Daniel erinnert sich:
“Papa bat uns ihn für ein paar Stunden allein zu lassen. Wir gingen in die Küche. Zunächst war absolute Stille. Nach einer Weile hörten wir ihn Bandoneon spielen. Eine sehr traurige, eine schrecklich traurige Melodie. Er komponierte ‘Adios Nonino””
Aber auch im Moment von Trauer und Depression blieb Piazzolla ein absoluter Profi, ökonomisch mit seinem musikalischen Material umzugehen wusste. Er erinnerte sich an ein Stück, das er einige Jahre zuvor für seinen Vater geschrieben hatte: “Nonino” https://youtu.be/Af0LfSoo0gU. So dauerte die zur “Komposition” stilisierte Bearbeitung wohl nur eine halbe Stunde. Es gibt angeblich rund 500 Coverversionen davon. Eiskunstläufer lieben das Lied als Musk für Meisterschaftsküren. https://youtu.be/hgXKJvTVW9gEine besonders stimmungsvolle Fassung wurde bei einer Hochzeit 2002 in Amsterdam aufgenommen. Es spielt der “niederländische Piazzolla” Carel Kraayenhof. Ich wette, der echte Astor hätte seine Freude an dem Auftritt gehabt – einschließlich der königlichen Tränen.
Im Jahr 1969 landete Astor Piazzolla einen kommerziellen Erfolg in Argentinien und ganz Lateinamerika – der allerdings mit einer Enttäuschung begann. Er hatte sich an einem Tango-Wettbewerb im Luna-Park von Buenos Aires beteiligt. Der Titel: “Balada para und loco” (“Ballade für einen Narren”). Der Text stammt von seinem Freund, dem Dichter Jose Ferrer, der auch das Libretto seiner “Operita” “Maria de Buenos Aires” schreiben wird. https://www.todotango.com/english/artists/biography/64/Horacio-Ferrer/. Gesungen von Amalita Baltar landete das Stück auf dem zweiten Platz. Der Siegertitel ist heute längst vergessen: “Hast el ultimo tren”, von Julio Ahumada und Julio Camilloni. https://youtu.be/Dt1N3dUxeMM Aber Piazzollas Stück wurde ein Renner mit mehreren hunderttausend verkauften Tonträgern – besonders in der Version von Roberto Goyeneche. Mit einer avantgardistischen Kür zu dieser Musik gewannen Hugo Mastrolorenzo und Augustina Vignau 2016 die Weltmeisterschaft im Bühnentango.
Der andere große Renner in seinem Repertoire ist ein Stück mit dem programmatischen Titel “Libertango”. Aufgenommen hat er es 1974das in Italien. Davon gibt es mindestens 400 Cover-Versionen https://www.allmusic.com/search/songs/Libertango?cmpredirect Die musikalisch wie optisch die spektakulärste hat die jamaikanische Performance-Künstlerin Grace Jones unter dem Titel “I’ve seen that face bevor aufgenommen. Damit war Piazzola auch die der Welt der Pop-Musik und Club-Kultur gelandet – lange vor den einschlägigen Produktionen von Gotan-Project.
Zeit seines Lebens komponierte und spielte Astor Piazzolla wie ein Besessener. 300 Tangos hat er hinterlassen, Musik für fast 50 Filme, er spielte 40 Schallplatten ein. Dazu die vielen Kompositionen für den klassischen Konzertsaal. Die drei für meine Begriffe besten Plattenaufnahmen im Tango hat KIP Hanranhan. produziert – ein Spezialist für avantgardistschen Jazz. https://www.americanclave.com/3-the-players-pages/13-Astor.html “Tango: Zero Hour” hab ich mal mit meinem Smartphone auf einer Dachterrasse in Buenos Aires gehört: Über mir der Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre unter mir die Geräusche der nächtlichen Megacity. Meditation pur. http://kroestango.de/aktuelles/mi-buenos-aires-querido
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Zum Schluss noch eine Aufnahme, die ich besonders gern mag. Zart und unspektakulär. Ohne große Dramatik von Bandoneon oder Gesang. Astor Piazzolla hat das Stück so wenig geschrieben wie “Volver” am Anfang dieses Beitrags. Es hat es auch nicht auf Schallplatte eingespielt. Er ist nicht der dominierende Musiker. Aber für meine Ohren atmet es eine wunderbar intime Atmosphäre, die nicht zuletzt seiner Zurückhaltung geschuldet ist. Es handelt sich um eine Aufnahme von 1960 aus einem Radiosender in Montevideo.
In der ersten Hälfte dieser Version eines Tango-Klassikers von Juan Carlos Cobian und Enrique Cadicamo ist er nicht einmal selbst zu hören. Es beginnt der Gitarrist Oscar Lopez Ruiz, dann kommt ganz leise Kicho Diaz mit seinem Kontrabass hinzu, ehe nach gut 30 Sekunden der Sänger Hector de Rosas einsetzt. Nach einer Strophe beginnt Elvino Vardaro mit seiner Violine dessen Stimme zu umschmeicheln. Und dann erst, als die andern zu einer harmonischen Einheit verschmolzen sind, gesellt sich kongenial der Meister zu ihnen.
In diesem Stück kommen mehr als 50 Jahre Tangogeschichte zusammen. Vielen gilt Elvino Vardaro als der beste Geiger des Tango überhaupt. Ende der 1920er Jahre gründete er ein im Wortsinn legendäre Sextet mit Pedro Maffia am Bandoneon und Osvaldo Pugliese am Piano – eine Legende auch deshalb, weil es von diesem Ensemble keine Plattenaufnahmen gibt. Vardaros Musik war es ja (siehe oben), die den Jazz-Fan Astor Piazzolla Ende der 1930er Jahre für den Tango geöffnet hat.
Wen er schätzte, dem hielt “El Gato” über Jahrzehnte die Treue. Der Sänger Hector de Rosas wirkte 1968 an der Uraufführung von Piazzollas Operita “Maria de Buenos Aires” mit, die sein einziges Bühnenwerk bleiben sollte. Denn bevor er seinen Traum von einer großen Oper über Carlos Gardel verwirklichen konnte (siehe http://kroestango.de/aktuelles/eine-tote-drossel-die-jeden-tag-schoener-singt/ , erlitt Astor Piazzolla 1990 in Paris einen Gehirnschlag, von dem er sich nie mehr erholte. Seine zweite Ehefrau Laura Escalada, bestand darauf, ihn in die Heimat zurück zu bringen. Am 4. Juli 1992 ist Astor Piazzolla in Buenos Aires gestorben.
Ein Jahrhundertmusiker. Er hat dem Tango viel gegeben. Neue Musik. Neue Beziehungen zu anderen musikalischen Gattungen. Er hat ihm neue Welten erschlossen. Aber mehr als das: Astor Piazzolla hat dem Tango eine neue Haltung zu sich selbst gegeben. Nicht die Tradition war seine Richtschnur, sondern die Suche nach Neuem. Das drückte sich schon in seiner Körperhaltung aus. Bisher war es für Bandoneonisten üblich gewesen, im Sitzen zu spielen. Im Orchester, aber auch als Solisten. Astor Piazzolla ist aufgestanden. Ihm ging es um einen Tango des aufrechten Ganges.
(*) Die wichtigsten Quellen für diesen Text sind: Astor Piazzolla, A Memoir, by Natalio Gorin, Amadeus Press Portland Oregon 2001, sowie Maria Susanna Azzio, Le Grand Tango. The Life an Music of Astor Piazzolla sowie Astor Piazzolla, Astor & Lennox 2017. Janine Krüger, “Cua’l es tu tango?”- Muskalische Lesarten der argentinischen Tangotradition. Waxmann 2012. Aus den zahlreichen Artikeln, Radio und TV-Sendungen will ich nur zwei erwähnen: Bettina Brand, Meine Musik riecht nach Tango, Deutschlandfunk, 5. 3. 2021, 22 Uhr (Text steht auf der Website); Michael Dibb, Astor Piazzolla in Portrait, BBC 2004 (auf Youtube zu sehen). Das Booklet der empfehlenswerten CD “Hommage a Piazzolla” des Cuarteto Rotterdam enthält einen knappem Überblick über Leben und Werk http://www.cuarteto-rotterdam.com/hommage-a-astor-piazzolla/.
3 Comments
danke für den tollen artikel und die tollen musikbeispiele!
wir machen heute auf neotango tv ab 21 uhr eine sondersendung zu seinem geburtstag.
https://www.neotango.it/live/
Vielen Dank, lieber Andreas. Aber heute Abend spielt das Cuarteto Rotterdam ein Piazzolla-Programm. Es tanzen Judith Preuß und Constantin Rüger.
da wünsche ich dir viel freude dabei!