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Buch-Empfehlung: Tango – Die weinende Diva

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Es ist ein neues Format, das da erprobt wird: Eine “Literalonga”.  Der Autor Arnold Voss stellt sein neues Buch vor, das er gemeinsam mit der Fotografin Brigitte Kramer erarbeitet hat: “Tango ist eine Diva, die manchmal weint”. Der Abend im Berliner “Tangoloft” (Mittwoch, 12. Dezember, 20 Uhr)  bietet eine Mischung aus Lesung und Show mit Livemusik. Außerdem gibt es Projektionen von Fotos aus dem Buch. Mit dabei sind Ludmila Srnkova und Pablo Fernandez Gomez. Die beiden vereinen zwei selten gemeinsam zu findende Talente: Sie sind Musiker und Tänzer. Ich habe den Band in der Tangodanza  3/2018 besprochen.

“Beinahe hätte ich das Buch nach dem ersten Aufblättern wieder zugeklappt: Auf dem Eröffnungsfoto grätscht ein schwarzbehostes Männerbein mit Lackschuh in einen Frauenschritt. Die Dame trägt Netzstrümpfe und revanchiert sich mit einem Gancho. Schrill ertönt in meinem Kopf die Klischee-Klingel. Zum Glück hab ich weiter geblättert. Denn was dann kommt, ist wohltuend anders als die meisten Tangobücher, die ich bisher in der Hand hatte.

Eine Vielfalt an Stimmungen spiegelt sich auf den schwarzweißen Fotos in den Gesichtern der Frauen, die gerade nicht tanzen. Wir erleben Schattierungen von Gelassenheit, Neugier, Amüsement. Der Blick auf die Paare in Aktion offenbart das ganze Spektrum der Emotionen diesseits tangobild-üblicher Ergriffenheit: Konzentration, Freude und Zuwendung zum Partner, aber auch tastende Unsicherheit – am wenigsten: Erotik. Brigitte Kraemer bleibt im wirklichen Leben.

In seinem Vorwort lobt Arnold Voss die „dokumentarische Distanz“ der Fotografin. Dennoch will der Autor der Texte dieses außergewöhnlichen Buches die Hoffnung nicht aufgeben, sie werde dem Tango einmal so verfallen wie er. Ich bin nicht sicher, ob ich mich diesem Wunsch anschließen mag. Denn gerade der genaue, keineswegs kühle, aber manchmal etwas verwunderte Blick von außen lässt Kraemer Details und Zwischentöne wahrnehmen, die der emphatischen Binnensicht leicht entgehen.

Die vielseitig interessierte Fotojournalistin hat Pommesbuden im Ruhrgebiet ebenso erkundet wie Kinderprostitution in Thailand. In virtuoser Schlichtheit bringt sie uns Tänzerinen und Tänzer nahe, die nicht von Heidi Klum gecastet wurden. Anders als diese lässt sie auch den weniger ansehnlichen unter ihnen ihre Würde. Die ersten beiden Tanzpaare des Bandes sind übrigens zwei gleichgeschlechtliche Paare – nicht als Exoten ausgestellt, sondern je zwei Frauen und zwei Männer in enger Umarmung. Tangopartner eben.

Arnold Voss schaut von innen auf die Szene um sich herum. Umso schwerer ist es für den leidenschaftlichen, manchmal leidenden Tänzer, jene Distanz zu erreichen, die ihn an seiner Co-Autorin so fasziniert. Dennoch gelingt es ihm immer wieder, uns nicht nur seine Erfahrungen und Emotionen aus dem „Bauch des Tango“ (so der Titel der früheren Version des Buches) anschaulich zu schildern, sondern auch einen Schritt zurück zu treten und uns an seinen (Selbst-)Reflexionen teilhaben zu lassen. Dabei hilft ihm sicher, dass auch er sich nicht bloß mit Tango beschäftigt, sondern im Internetportal „Ruhrbarone“ auch mit Themen wie Architektur oder der SPD.

Zunächst nimmt uns der Autor mit auf seine eigene Reise in die Welt des Tango. Er lässst die Stationen vom faszinierten Anfänger über den hart, manchmal verzweifelt aufhaltsam fortschreitenden Tänzer kurzweilig Revue passieren – bis hin zum heute erfahrenen Tanguero, der immer noch und immer wieder um seine Gelassenheit ringen muss. Seine Liebe für diesen hart erarbeiteten Tanz hindert ihn nicht daran, die einschlägige Szene einer unbarmherzigen Vivisektion zu unterwerfen.

Arnold Voss schildert sie als hierarchisch gegliederte Leistungsgesellschaft: In inniger Umarmung auf der Pista, aber in stetem Wettbewerb mit den anderen Paaren. Daher rührt der poetische Titel. Denn die Tanguera, die sich an der Spitze der feinen Tangogesellschaft wähnt, muss immer damit rechnen, dass eine noch noch schöner tanzt, noch mehr umschwärmt wird als sie – nicht irgendwo hinter den sieben Bergen, sondern auf ihrer Pista. So kann sie zur weinenden Diva werden. Schreckt so ein Buch ab? Nein, es öffnet die Augen. Das schadet, frei nach Martin Luther, weder ihm noch ihr in einer überfüllten Milonga. Unser Glück können wir übrigen auch irgendwo in der Mitte der Tango-Pyramide finden – wie jener „kleine unscheinbare Chinese“, dem Arnold Voss ein liebevolles Denkmal gesetzt hat. Ein Tänzer der gemocht wird, „weil er keine Allüren hat“. (Das ist meine unredigierter Originaltext, da die Zeitschrift ihre Artikel in aller Regel nicht online stellt.)  

Arnold Voss (Text) &Brigitte Kraemer (Fotos), Tango ist eine Diva, die manchmal weint, 148 S. Fotoart 2018

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Thomas
Thomas

1 Comment

  1. Tom Opitz sagt:
    10. Dezember 2018 um 14:35 Uhr

    Toll. Danke. Ich freue mich auf Mittwoch!

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