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Bei Durchsicht meiner Werke (1) – Doch noch: Zu Besuch bei den Toten

4. November 2019
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Carlos Gardel – Fotos (3): T. Kröter

“Bei Durchsicht meiner Bücher” hat Erich Kästner sein erstes Buch genannt, das nach dem Ende des III. Reichs wieder erscheinen konnte – eine Sammlung von Gedichten aus den vier Bänden in der in der Weimarer Republik. Ich bin kein Kästner. Die Zeitläufte sind ganz andere. Aber ich find’ den Titel so schön. Deshalb rund um  den (demnächst) 100. Text  dieses Blogs eine kleine Auswahl aus “mYlonga” unter dem Motto: Bei Durchsicht meiner Werke…  Ich hab’ sie im Original gelassen, einschließlich aller erkannten (und nicht erkannten) Irrtümer (ohne  erkannte Rechtschreibfehler). Manchmal gibt’s ein paar Erläuterungen davor und Ergänzungen in den Artikeln, die ich durch Fettung kenntlich gemacht habe. 

 

Eigentlich hatte ich diesen Blog mit den Erinnerungen an meinen Besuch auf dem Friedhof von Chacarita beginnen wollen. Ein kleiner polemischer Seitenhieb gegen jene Aficionados, die den Tango so gern auf die Musik der Toten reduzieren. Hier sind die Grabstätten vieler wichtiger Heroen der Tangogeschichte zu finden. Aber dann haben sich einige Erlebnisse mit den lebenden Bewohnern von Buenos Aires und dem lebendigen Tango dort wie hier dazwischen gedrängt. Nun habe ich meinen Text über die Begegnung mit den steinernen Zeugnissen der Goldenen Epoche doch noch zu Ende gebracht.

Von Juan d’Arienzo bis Carlos di Sarli sind auf dem fast 100 ha großen Gräberfeld einige der wichtigsten Heroen aus den goldenen Zeiten des Tango begraben. Mit einiger Mühe, der Hilfe meines tangobegeisterten personal Guide Pepe (eine Karte mit den Hotspots des touristischen Totenkults gibt’s nicht) und dessen Auto hab ich immerhin zwei wichtige Adressen gefunden: Den „Rincon de los famosos” und das Grab von Carlos Gardel. (*)

Die Ecke der Berühmten ist eine kleine Insel im riesigen Gräbermeer. Hier stehe ich plötzlich zwischen Grabmalen für Anibal Troilo und Roberto Goeyneche, für Augustin Magaldi und die Gebrüder Julio und Francisco de Caro. Das prächtigste aber ist Osvaldo Pugiese vorbehalten. In einem kleinen Tempel sitzt die steinerne Nachbildung des Don am Flügel. Auf der Tastatur stets eine mindestens halbwegs frische Rose. So eine Blume legten seine Musiker auf seinen Klavierschemel, wenn er wegen seiner Mitgliedschaft in der Kommunisten Partei mal wieder im Knast saß.

Osvaldo Pugliese

Die Gräber von zwei weiteren Granden hab ich nicht aufspüren können – die von Francisco Canaro und Ada Falcon. Die großen Gefühle des zeitweilig schwer reichen Tangounternehmers waren dann doch nicht groß genug, dass er seine Frau verlassen und einen teuren Scheidungsprozess riskiert hätte. Fast 40 Jahre nach seinem Tod wurde „La Emperatriz del Tango“ nur wenige Meter entfernt von ihrem „El Kaiser“ bestattet graben. Es bleibt einer der schönsten Liebeswalzer der Tangogeschichte. Canaro hat für ihn ausnahmsweise nicht nur die Musik, sondern auch den Text geschrieben: „Yo no se que me han hecho tus ojos“ – Ich weiß nicht, was deine Augen mit mir gemacht haben…

Doch die größte, tragischste, aber aus der Rückschau eben doch glückliche Geschichte handelt von dem Mann, „der dem Tango eine Stimme gegeben hat“, so die Zeitung „La Opinion“, die von der Militärdiktatur (1976 – 1983) verboten wurde: Carlos Gardel. Am 24. Juni 1935 kam der Sänger gemeinsam mit seinem Textdichter Alfredo Le Pera beim Zusammenstoß zweier Flugzeuge auf der Landebahn des Aeropuerto Enrique Olaya Herrera von Evo Medellin in Kolumbien ums Leben. Es hatte der Auftakt zu einer monumentalen Tournee werden sollen. So wurde der Tod zum Beginn eines Mythos. Für ihn steht das in Argentinien geflügelte Wort: „Gardel singt mit jedem Tag besser“.

1917 hat er den ersten gesungenen Tango aufgenommen: „Mi noche triste“. Schier unzählige Kompositionen stammen aus seiner Feder, darunter „Mi Buenos Aires Qerido“, die Ode an seine Wahlheimat Buenos Aires, „Por una Cabeza“, in dem er das vergebliche Werben um eine Frau mit dem Verlust einer Pferdewette vergleich, oder das nostalgische „Volver“. Unter europäischen Tangotänzern sind sind sie eher weniger bekannt – keine Tanzmusik. Soweit sie zu Gitarrenbegleitung aufgenommen wurden, stimmt das sogar. Aber Gardel hat auch Aufnahmen mit dem Orchester von Francisco Canaro gemacht. Der britische Tangoexperte Michael Lavocah (**)  hat sie nicht einmal in seine Liste von Canaros Sessions im Plattenstudio aufgenommen. Keine Tanzmusik. Was für ein Unsinn. Ich hab’s probiert. Es geht wunderbar, auf diese Musik zu tanzen. Es bringt nicht einmal Unglück, wie ein argentinischer Aberglaube behauptet.

In Gardels Filmen wird die Musik von einem Orchester unter der Leitung von Terig Tucci gespielt. Seine Biografie ist auf www.todotango.com nachzulesen – auch die Anekdote zu einem seiner bekanntesten Lieder: Por una Cabeza: https://youtu.be/KCrlMo0Rvv0  Der Link zum Stück muss kleider extra angeklickt werden.  Anfangs hatte ich noch keine Videos in meine Texte integriert.

Carlos Gardels aktuelle Adresse lautet Ecke: Calle 33/Calle 6. Hier steht das wohl ungewöhnlichste Grabmal von Chacarita. Der künstlerische Wert ist ähnlich wie beim „Rincon de los famosos”. Die meisten Menschen habens halt gern pseudolebensecht. „Carlitos“ ist hier in seinem Dienstanzug zu sehen, wie ihn die Fans aus seinen Filmen kennen: Im Smoking. Zwischen Zeige- und Ringfinger der rechten Hand eine Zigarette. Die Fans stecken immer wieder eine frische dazu. Als ich ihn besuche, ist es sogar eine Zigarre. Dazu immer wieder frische Blumen, wie sie auch unter der Gedenktafel an dem Haus bei mir um die Ecke in Berlin-Schöneberg liegen, wo Ende der 1970er Jahre David Bowie eine Zeit lang gewohnt hat.  Ein Idol jüngerer Generationen.

Anibal Troilo und Roberto Goyeneche

Aber noch mehr erinnert mich dies Grabmal an Altötting. Unzählige Tafeln mit Widmungen und Danksagung umrahmen den steinernen Gast – wie die Votivtaveln für die schwarze Madonna in dem oberbayerischen Wallfahrtsort, wo sich die Menschen bis heute für angebliche Wunder bedanken. Zu Gardels Spitznamen gehört übrigens „El Morocho“. Der Dunkle. Von ihm ist das Wunder einer Stimme geblieben, über die Enrico Caruso gesagt hat, er habe „eine Träne in der Kehle“. Und der verstand nun wirklich etwas vom Singen.

(*) Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Laura Priori, die gemeinsam mit Andreas von Maxen die Reise einer Gruppe von Tangotänzern nach Buenos Aires organisier hat, an der ich teilgenommen habe.  Als Übersetzerin begleitete sie Pepe und mich über den Friedhof.

(**) Michael Lavocah, Tango Stories: Musical Secrets, milongapress 2012, S. 54

 

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Thomas
Thomas

1 Comment

  1. robert sagt:
    15. November 2019 um 21:09 Uhr

    Oktober vor einem Jahr besuchte ich sie wieder, die Gräber! Pugliese, Troilo, Goyeneche, Di Sarli etc. Gardels Grab fand ich auf die Schnelle nicht…Kenne ich aber auch. Und ja, Gardel hatte mindestens so viel Charisma wie der aufstrebende Frank Sinatra. Aber Pugliese ist Gott! Und Troilo…ach..der sitzt mit seinem Bandoneon ganz nah…
    Nur wer Musik liebt kann mich verstehen. Wenn der Tanz sich mit der Transzendenz von Troilo und Pugliese auseinander setzt und mit all den Anderen, tasted sich an seine Seele heran. DESHALB besuche ich deren Gräber bzw. die “Toten” und bin ihnen unendlich dankbar wie den “Machern” des Jazz.
    Gardels Berühmtheit ist nicht nur seinem frühen, tragischen Tod geschuldet (siehe auch Buddy Holly etc.), auch nicht seinen fünf Spielfilmen und den vielen Einspielungen in Paris oder Buenos Aires, sondern seinem grossen Charisma und seiner ausgefeilten Gesangskunst. Möge immer eine Zigarre glühen in seinen bronzenen Fingern.

    Tango zu lieben ist wie Mozart oder Bach zu lieben.

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