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Adios Tangoloft… HASTA LUEGO!!!

22. Juni 2020
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“Warum ich allergisch gegen das Tangloft bin… und dennoch immer wieder gern dort tanze. Ich hoffe, auch in Zukunft….” 

So hab ich im vorigen Oktober eine Hommage auf das Tangoloft begonnen. Eine in dieser Form wohl einmalige Institution. In Berlin. In Deutschland. Hier treffen sich Vertreter aller Fraktionen der oft so zerstrittenen Tango”familie”. Manchmal sogar zu selben Zeit. Leider muss ich heute formulieren: Hier haben wir uns getroffen. Mona Isabelle, die Betreiberin,  hat heute auf Facebook bekannt gegeben: Der Kampf, den sie und Henning Klose um den Erhalt des Loft geführt haben, ist Ende Juli erst einmal vorbei. Ohne Erfolg. Das Inventar wird (mindestens zum Teil) eingelagert. Es wartet auf bessere Zeiten. Wie die Hoffnungen der TangotänzerInnen insgesamt . Mir fällt auf die schnelle keine neue Bilanz ein. Ich mag jetzt auch die polemische Debatte der letzten Tage nicht fortführen. Nur so viel: Wenn ein Ort beweist, dass wir im Tango wohl geführte,   und liebevoll gestaltete Institutionen brauchen, um nicht nur zu tanzen, sondern unseren Tanz auch zu feiern – dann ist (oder war) es das Tangoloft! Hier nur noch eine bittere Bemerkung an die Politik: Der Berliner Kultursenator kümmert sich um Techno. Tango ist ihm offenbar egal

. Im folgenden Link ist Monas ausführliche Erklärung nachzulesen. https://www.facebook.com/mona.isabelle

Dazu das Programm für den Abschied https://www.facebook.com/mona.isabelle

Meinen Geschmack trifft das Video von Iwan Harlan übrigens immer noch nicht. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Es dürfte nun erst recht die Stimmung vieler  Menschen in der (nicht nur) Berliner Tango-Gemeinde ausdrücken.

So geht mein Text aus dem Oktober 2019:

“Es gibt zwei Berliner Institutionen, auf die ich allergisch reagiere: Den Boulevard unter den Linden und das Tangoloft im Wedding. In dem einen Fall reizen die Blüten der lebendigen Bäume die Schleimhäute meiner oberen Luftwege, im anderen stecken die Übeltäter in der üppigen Dekoration mit abgeschnittenen Blumen: Lilien. Die floristisch gebildete Betreiberin liebt diese farbenfrohen Stinkedinger. Der Unterschied: Unter die Linden zieht’s mich höchstens mal, wenn Besuch da ist. Tanzen im Loft mag ich fast jeden Sonntag Nachmittag – aber nie ohne meine Anti-Allergie-Tabletten. Sie stecken in der Tango-Tasche gleich neben Tanzschuhen und Ersatzhemd.

Bildergebnis für tangoloft berlin

Nun ist das “Loft”, wie wir Berliner kurz sagen,  in Gefahr: Der Mietvertrag in einem historischen Gewerbehof im Wedding wurde nicht verlängert. Wenn kein Wunder geschieht, ist irgendwann in der ersten Hälfte des kommenden Jahres Schicht. Mona Isabelle, die gute Seele des Hauses, schlug auf Facebook Alarm. Inzwischen ist eine gehörige Portion Optimismus in ihre Posts eingekehrt.  “Wir werden einen neuen Ort in Berlin finden!”, schreibt sie. “Das Tangoloft wird nicht schliessen! NIEMALS!!!” Sie zitiert aus Hermann Hesses berühmtem Gedicht “Stufen” jene Anfangszeilen, mit denen Angela Merkl einst ihr Amt als CDU-Vorsitzende antrat: “Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…” Ob sie sich und uns Trost spenden will oder schon eine Alternative in Aussicht hat? Keine Ahnung… In der Tat hat dieser Ort schon einige Herausforderungen bestanden – darunter zwei Umzüge und die Trennung des ursprünglichen Betreiber-Paares. 

Die galoppierende Gentrifizierung macht auch vor der Tanzszene der Hauptstadt nicht halt. Wieso auch? Sie belegt große Räume mit zum Teil anachronistsch niedrigen Mieten. Als erstes erfasste es zwei renommierte Ballroom-Tanzschulen, die aus der beginnenden Queer-Bewegung entstanden waren. Das “Bebop” musste Büroräumen weichen, das “Maxixe” teuren Eigentumswohnungen. Beide fanden relativ schnell Ersatz. Aber das ist schon einige Jahre her. Der Wind weht inzwischen etwas heftiger.   Auch die die Wilmersdorfer Tangoschule “La Berlinesa” (*) ist nicht mehr sicher. Andere Schulen bekamen Vertragsverlängerungen nur um den Preis zum Teil empfindlicher Mieterhöhungen. “Clärchens Ballhaus”, wo sich TänzerInnen jeder Couleur treffen, hat den Besitzer gewechselt. Der neue verspricht, im kommenden Jahr nur zu renovieren (was nötig ist). Dann solle es weiter gehen. Aber weiß man’s?

Die paradiesischen Zeiten, da in Berlin der Eintritt in einer Milonga schlappe fünf Euro kostete,  sind jedenfalls  definitiv vorbei.
Meine Kenntnisse der Szene in Buenos Aires halten sich in Grenzen.  Aber dort gibt es einige Veranstaltungsorte mit musikalisch unterschiedlich ausgerichteten Milongas an verschiedenen Tagen. Das ist auch andernorts in  Deutschland der Fall. In Berlin kommt derlei Pluralismus eher selten vor. Vorsichtig formuliert. Im Loft ist er nicht zuletzt deshalb möglich, weil es nicht von einer Tanzschule betrieben wird, die eben ihren eigenen Stil propagiert. Hier ist der Pluralismus Programm, wenngleich der Neotango fröhlich dominiert. Aber andere Richtungen sind nicht ausgeschlossen. So können Tanzschulen ohne eigenes Studio sich einmieten – mit Unterricht, mit Milongas. Dazu zählt das eher avantgardistische Duo “Stravaganza” mit seinem Unterricht ebenso wie “Loca”, eine strikt klassisch angelegte Milonga der jüngeren Szene. Eine andere, “Berlinos Aires”, ist vor Kurzem wegen der drohenden Schließung an einen anderen Ort gezogen.

Als ich vor rund zehn Jahren mit dem Tango begonnen habe, war das noch anders. Da betrachteten die meisten Anhänger des Tango der goldigen Zeiten das Loft von oben herab. Dort ging “man” nicht hin. Das Positivste,  was von den Traditionals zu hören war,  lautete:  Für Anfänger sei es ein Durchlauferhitzer. Irgendwann,  hieß es, kämen sie schon noch zum “richtigen” Tango. Was mich betrifft, stimmt das sogar. Aber bin auch über diese Phase hinaus  gekommen. Ich besuche traditionelle MiIongas. Sonst kommt man in Berlin kaum zum Tangotanzen. Aber zwei hintereinander?  Da  kriege ich leicht schlechte Laune. Das Loft verlasse ich dagegen meist bestens gestimmt, selbst wenn mir die Mischung an einem Tag mal zu schräg sein sollte.

Hier herrscht keine “Pst-wir-wollen-tanzen”-Weihestimmung. Am Rande der Tanzfläche wird munter gequasselt (wie ich es übrigens auch in Buenos Aires erlebt habe). Das Tanzniveau ist so gemischt wie die Musik. Hier ist Party angesagt – zuweilen wird’s ein wenig zu rummelig. Aber das gilt vor allem  für die Abende  und Nächte. Aber da bin ich meistens ohnehin daheim. Zum Ausgleich gibt es ab und an eine “Silent Milonga”. Da ist außer der Musik nur das Knarren der Dielen zu hören. Herrlich…. Die Musikmischung ähnelt insgesamt einer Wundertüte. Aber außer Überraschungen gibt es eine gehörige Zahl von Standards – dazu zählt eine große Zahl wohl eingebetteter traditioneller Tangos. Hier ist Osvaldo Pugliese auch am mittleren Nachmittag zu hören. Eingeteilt ist das ganze nach dem Tanda-Prinzip – aber ohne Cortinas.

Im übrigen sehe ich etliche Stammgäste traditioneller Veranstaltungen immer wieder auch hier.  Das liegt nicht zuletzt an  der besonderen Atmosphäre, die Mona Isabelle nicht allein mit ihren berühmten Blumenarrangements geschaffen hat. Die Location ist angenehm  geräumig, die Tango-übliche Sperrmüll-Möblierung mit Geschmack drapiert. Unregelmäßige Umstellungen sorgen für innenarchitektonische Abwechslung. Zu den Charakterstika gehört auch der unorthodoxe Umgang mit den “Codigos”: Nach meinem Eindruck ist der Cabeceo die vorherrschende Form der Aufforderung. Aber wenn eine “Mirada” mal zu einem verbalen “Magst Du tanzen” führt, gibt es dafür keinen Platzverweis. Frauen haben es hier leichter als andernorts, die Initiative zu ergreifen. Zum Tanz mit “Fremden” muss nicht eigens angehalten werden. Meistens jedenfalls. (**) Gern wird von den goldigen Tangueras/os die, nun ja, nicht sehr abgezirkelte Ronda moniert, was auch an der unregelmäßigen Form des Raumes liegt. An dieser Stelle eines Gesprächs warte ich regelmäßig mit meiner Erfahrung auf, dass ich in klassischen Milongas erheblich häufiger getreten worden bin als hier.

Fehlt was? Richtig, die Live Musik. Hier treten manchmal auch überraschend MusikerInnen auf. Es kann passieren; dass die bekannte Berliner Bandoneonistin Judith Brandenburg eine ihrer Abschlussklassen von der Hochschule sich präsentieren lässt. Und weil die Liebe ihn zum Teilzeit-Berliner gemacht hat, ist Carlos Libedinsky, Gründer und Mastermind von “Narcotango” zum “Musician in Residence” geworden. Das zieht auch andere Musiker an .Eins der tollsten Tango-Konzerte, die ich erlebt habe, war ein “Gipfeltreffen” mit Miguel di Genova von Otros Aires.  Vor einiger Zeit hat Carlos sich hier mit einigen MitstreiterInnen improvisierend ins Offene gewagt. Die Gruppe wusste selbst nicht so genau, was heraus kommen würde. Und? Die Pista war voll. Sie blieb es während des gesamten Sets. Ich hab mich nicht umgeschaut nach dem “Tanzniveau”. Die Leute hatte Spaß an diesem Experiment. So etwas geht in Berlin nur in Tangoloft.

Im November feiert diese Institution ihren 18. Geburtstag. Am heutigen Ort. Doch egal, wohin das Loft demnächst verschlagen wird, eins wünsche ich mir: Möge es nie erwachsen werden!”

Statt Bob Dylans “Forever Young” habe ich nun ein anderes Stück an den Schluss gesetzt. Die Sängerin Vera Lynn ist übrigens in diesem Juni im Alter von 103 Jahren gestorben.

 

(*) Thomas Kröter, Tango rund um den großen Tisch, Tangodanza 3/ 2018, S. 4ff.

(**) Siehe auch: Arnold Voss, Berlin muss man erobern, ebenda,  S. 30f.

(***) Siehe dazu am 25. 5. 2019 in diesem Blog: “Das Problem sind die Männer – ein Gespräch mit Carlos Libedinsky und Miguel di Genova”

 

 

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Thomas
Thomas

5 Comments

  1. tom opitz sagt:
    19. August 2019 um 14:24 Uhr

    GROßARTIG liebeŕ Thomas!
    Ich danke dir für diesen schönen, das Loft und diese ‘unsere’ Szene soo lebendig beschreibenden Text, der mir ganz aus dem Herzen spricht.
    Wir werden uns an höhere Preise gewöhnen müssen, aber ich bin da so optimistisch wie Mona:
    ‘Wir’ werden das schaffen mit der Suche nach einem neuen Ort für die alte Heimat! Gemeinsam haben wir viele Augen und Ohren! Und dann packen wir’s an, denn ein paar Hände werden dann sicher auch gebraucht!

    Antworten
  2. Martin sagt:
    19. August 2019 um 22:39 Uhr

    Sehr treffend, insbesondere auch die Seitenhiebe auf die nicht seltenen Tangosnobs der Berliner Traditionalistenszene!

    Als ich vor sieben Jahren von München nach Berlin kam, dachte ich noch, die gesamte Szene sei offenherzig. Die Ernüchterung kam schnell! Doch das Tangoloft wurde dann meine zweite Heimat, da beide Betreiber und DJs, Henning und Mona es verstanden, einen offenen Tangoraum zu gestalten.

    Antworten
  3. Susanne D sagt:
    19. August 2019 um 22:49 Uhr

    Lieber Thomas,

    Vielen Dank für diese liebevolle Hommage an einen Ort, der mich immer wieder veranlasst, die Strecke von Dresden nach Berlin nur für diese Milonga zurückzulegen. Alles, was im Text beschrieben wird, entschädigt für die Müdigkeit im Nachtbus nach Hause…
    Danke auch für die passende Untermalung durch Mr Zimmerman und den zunächst irreführenden Titel.
    So macht Blog lesen Spaß!

    Herzliche Grüße
    Susanne

    Antworten
  4. Jürgen Kühne sagt:
    5. Oktober 2019 um 08:10 Uhr

    Kein anderes Berliner Tango Lokal ist so in aller Munde, aus diesen (das einmalige Ambiente) und jenen (die zeitweiligen musikalischen Experimente) Gründen wie das Loft. Es würde uns das pulsierende Herz der Berliner Tangoszene und sogar weit über Berlin hinaus fehlen, wenn es denn tatsächlich schließen müsste. Unvorstellbar es gäbe keinen Tangoort mehr ohne Blumenmeer, ohne kuschelig-heimische Atmosphäre, ohne immer wieder neue verblüffende Überraschungen. Aber wie ich Mona einschätze, ruht sie nicht eher, bis sie eine passende Alternative uns allen zur Freude gefunden hat, die sie wieder mit ihrer rastlosen Art und kreativen Einmaligkeit beseelen wird. Angesteckt von ihrem nie erlahmenden und grenzenlosen Optimismus glaube ich ganz fest daran…

    Antworten
  5. Ule sagt:
    5. Oktober 2019 um 09:39 Uhr

    Sehr schöner Artikel. Danke.

    Antworten

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